So sah es früher am Flughafen Palma aus. | Archiv

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Den kurzen Weg vom Rollfeld in die Ankunftshalle legte man zu Fuß zurück", erinnert sich Wolfgang Braun, der vor knapp 50 Jahren zum ersten Mal auf die Insel flog. "Es war Ende der Sechziger, an das genaue Datum kann ich mich nicht mehr erinnern", so der Inselfreund. Wohl aber an die Art und Weise, wie es damals nach Mallorca ging.

"Zum Glück gab es schon Direktflüge, die damals von der Lufttransport-Union, der späteren LTU, durchgeführt wurden", so Braun weiter. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schnell es damals ging, bis man seine Koffer bekam. Das dauert heute wesentlich länger." Und was vermisst Braun noch aus der "guten alten Zeit"? "Na den tollen Service. Früher gab es immer jemanden am Airport, der sich um einen gekümmert hat. Wenn ich mal eingenickt bin, kam ein Mitarbeiter und wies mich freundlich darauf hin, dass ich meinen Flug nicht verpassen darf."

Braun war Ende der Sechziger aber längst nicht der erste Deutsche, der per Flugzeug auf die Insel kam. Lange bevor Palmas derzeitiger Flughafen Son Sant Joan in Betrieb ging, gab es bereits am Flugfeld Son Bonet im Nordosten der Stadt regen Luftverkehr - erst 1960 wurde der kleine Flughafen von Palmas neuem Airport abgelöst. In Son Bonet starteten und landeten unter anderem der britische Schriftsteller Robert Graves (1946) oder Fürst Rainier von Monaco und Ehefrau Grace Kelly (1956) bei ihren Inselbesuchen.

Auch der Deutsche Gustav Esch, der damals als Schüler bei Onkel und Großmutter in Sóller lebte, hob von Son Bonet ab. "Es war eine Propeller- Maschine, höllisch laut, man konnte sein eigenes Wort nicht hören, man konnte sich in der Maschine nicht verständigen", erinnerte sich der 77-Jährige vergangenes Jahr im MM-Gespräch.

"Der Flug von Palma nach Barcelona kostete Ende der Fünfziger 150 Peseten - das war damals viel Geld" berichtet ein weiterer Zeitzeuge dem Mallorca Magazin. Die Menschen machten sich schick, bevor sie in die alte 'Bristol' stiegen und es mit knatterndem Motor über die See in Richtung Katalonien ging. "Das waren andere Zeiten, damals war Fliegen noch etwas Besonderes."

Es war der Airport von Son Sant Joan, mit dem die touristische Fliegerei auf der Insel richtig begann, und die Mallorca zu jener Destination werden ließ, die es heute ist. Schon damals kamen Touristen, weniger als Pauschalurlauber, vielmehr als Privatreisende. Ein anderer Passagier, der bereits in den Sechzigern auf Mallorca landete, schilderte seine Erlebnisse wie folgt:

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"Der Flug war noch ein einziges Fest, kaum einer der Passagiere hatte zuvor die Wolken von oben gesehen. Wohl auch wegen dieses Hochgefühls saß das Geld bei den Passagieren während des dreieinhalbstündigen Direktfluges mit der Propellermaschine recht locker: Bier, Wein, sogar Whiskey wurden bestellt. Und dazu wurde viel geraucht. Die Leute liefen in der Maschine umher wie in einem Nachtlokal."

1962, zwei Jahre nach seiner Eröffnung, knackte der neue Flughafen Son Sant Joan bereits die Grenze von einer Million Passagiere pro Jahr und wuchs in den folgenden Dekaden rasant weiter - 1980 wurden zehn, 1985 bereits 15 Millionen Flugreisende gezählt. Bereits in den Neunzigerjahren, 30 Jahre nach seiner Eröffnung, wurde der Flughafen zu klein und die Planungen für den Bau eines neuen Terminals begannen. 1997 wurde er fertiggestellt und der Airport nahm die Gestalt an, mit der man ihn heute kennt. Die letzte große Baumaßnahme war die Errichtung des "Air-Berlin-Hubs" im Modul C, an das eine große Glasfassade mit mehreren Flugsteigen angebaut wurde.

Das ziemlich abenteuerliche und bisweilen glamouröse Erlebnis des Fliegens hat sich - vor allem wegen des Urlauber-Booms und des rasanten Aufstiegs der Billig-Airlines - längst gewandelt. "Es ist immer mehr wie eine Busreise geworden", beschreibt Wolfgang Braun, der heute bis zu vier Mal im Jahr auf die Insel kommt, den Wandel. "Die Abläufe wurden professioneller, vieles dauert heute aufgrund der Masse an Passagieren aber viel länger als früher." Ein anderer Zeitzeuge meint: "Elegant ist nichts mehr, alle wollen am liebsten einen Rucksack und zwei Taschen mit an Bord nehmen und es ist eng geworden."

Die letzte große Zäsur erlebte die Mallorca-Fliegerei in den vergangenen Monaten. Seit der Pleite von Air Berlin und Niki hat die Insel nicht nur ihren Platzhirsch, sondern vor allem den "Mallorca-Shuttle" verloren. Viele Insel-Pendler, die immer an den gleichen Tagen und zu den gleichen Uhrzeiten "AB" flogen, werden sich nun dem Wettlauf der Billig-Airlines unterwerfen müssen.

Der Flughafen Palma ist unterdessen kurz davor, die Grenze von 30-Millionen Passagieren pro Jahr zu knacken. Er hätte sein Fluggastaufkommen damit innerhalb von 30 Jahren verdoppelt - Zahlen, von denen man nur träumen konnte in Zeiten, als in den Propellermaschinen geraucht wurde und der Whiskey floss.

(aus MM 51/2017)