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Manch einer, der schon mal durch den großzügig angelegten Sa-Feixina-Park in Palma wandelte, mag sich gefragt haben, was es eigentlich mit diesem dort stehenden riesigen, einem Leuchtturm nicht unähnlichen Klotz auf sich hat. Wie aus einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum auf die Erde gebeamt, bannt es einen irgendwie. Schaut man drauf, stechen Soldatendarstellungen ins Auge, die die aus Deutschland bekannte Nazi-Ästhetik ins Gedächtnis rufen.

Das mit einem riesigen eingravierten Kreuz versehene Monument erinnert an den Untergang des unter dem Befehl des Generals Francisco Franco fahrenden Kriegsschiffs „Baleares” während eines Seegefechts des Bürgerkriegs 70 Seemeilen vor Cartagena am 6. März 1938. Kriegsschiffe der spanischen Republik machten dem Kreuzer damals mit Torpedos den Garaus. Das Denkmal wurde zehn Jahre später von dem nunmehr als Diktator regierenden Militär höchstpersönlich eingeweiht.

Es verwundert nicht, dass der Schatten des 1975 gestorbenen Gewaltherrschers noch immer über dem meterhohen Bau schwebt und die Menschen – wie man das in Spanien seit Jahrzehnten kennt – entzweit. Seit einigen Jahren schon beschäftigen sich Gerichte mit der Frage, ob das Monument, wie von der von linken Parteien regierten Stadt Palma gewollt, abgerissen werden soll oder ob es stehen bleibt. Letzterer Meinung ist die Anwohnervereinigung. Die hatte zwei Einspruchsverfahren einleiten lassen, über die im September entschieden werden soll. Kommt das juristische Okay, will man bis vor das Verfassungsgericht ziehen, was bedeutet, dass der klobige Monolith aus Santanyí-Marès bis auf Weiteres erst einmal stehen bleibt.

Im Sa-Feixina-Park saugt man wie kaum woanders auf Mallorca die düster-totalitäre Vergangenheit Spaniens in sich hinein. Und nicht nur das: Weil Linke und katalanistische Spontigruppen wie Arran das Denkmal immer mal wieder verunzieren oder mit Farbe beschmieren und daraufhin eifrig rechtsorientierte Bürger alles wieder sauber machen, wirft dies ein Schlaglicht auf die weiterhin sehr gespaltene spanische Gesellschaft.

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Der Streit zwischen dem einen und dem anderen Lager mutet merkwürdig an, denn das Denkmal wurde bereits vor vielen Jahren entschärft: Anfang Februar 2010 ließen Bauarbeiter auf Anweisung der damaligen Stadtverwaltung von Palma den Spruch „Viva España” verschwinden. Damals wurde zudem ein Schriftzug in vier Sprachen, darunter Deutsch, angebracht, der den Opfern von Krieg und Terror gedenkt.

Man dachte, dass das Denkmal damit endgültig gerettet sei. Doch das bei den Regionalwahlen 2015 an die Macht gelangte Linksbündnis bewertete den Monolith weiterhin als kriegsverherrlichend und künstlerisch wertlos und weigert sich auch, die Bürger über Abriss oder Verbleib abstimmen zu lassen. Vielmehr veröffentlichte die Stadtverwaltung Pläne für den Park, die der Architekt Guillem Forteza bereits 1935, also vor dem verheerenden Bürgerkrieg, vorgestellt hatte. Genau so stellt man sich die Gestaltung des Feixina-Parks vor: Im Zentrum befinden sich statt des Denkmals ganz unpolitisch ein Rondell und ein Wasserbecken, drumherum stehen Bäume.

Das Ansinnen der Linken, den Bau abreißen zu lassen, brachte die Gemüter erneut zum Kochen: Befürworter und Gegner halten dort immer mal wieder Kundgebungen ab, die rechtspopulistische Vox-Partei eröffnete dort gar ihren Wahlkampf für den Urnengang im Mai 2019. Das Hin und Her dürfte erst einmal ungebrochen weitergehen.

(aus MM 39/2019)