Javier Mulet steht vor seinem bekannten Ladengeschäft in der Altstadt von Palma. | Jaume Morey

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Seit 150 Jahren gilt La Pajarita als erste Anlaufstelle in Palma für Gourmets und Leckermäuler. 1872 wurde das Unternehmen gegründet. Damals hieß es noch Es Cavallet de Paper und war ein reines Schokoladengeschäft im Carrer Ses Minyones. Bald wurde daraus ein Lebensmittelgeschäft, das erste der Stadt, das Produkte aus aller Herren Länder anbot, die so exquisit waren, dass Erzherzog Ludwig Salvator selbst sofort Stammkunde wurde. Es folgte der Umzug in den Carrer Sant Nicolau und während der Franco-Diktatur, als alle Namen spanisiert werden mussten, wurde Es Cavallet de Paper zu La Pajarita.

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La Pajarita wird inzwischen in sechster Generation geführt. Catalina Coll Mayol und Lorenzo Mulet Rubí begannen das Geschäft, gefolgt von Antonia Soler Mas und José Mulet Coll, José und Lorenzo Mulet Soler sowie José Mulet und Antonia Sans Capó. Danach führte Javier Mulet das Familienunternehmen und teilt sich seit 2018 das Geschäft mit seinem Sohn Josep Mulet Pujol.

Javier Mulet kennt die Geschichte von La Pajarita und sagt, das Geheimnis für das lange Bestehen des Unternehmens seien "Mühe und Hingabe, vor allem aber Kundenservice und das Angebot von Qualitätsprodukten." Es gab in der Familie einen Handelsschiffskapitän, der exklusive Waren mitbrachte. So kamen Marron Glacé, Kaffee, Bananen und sogar Moët Chandon nach Mallorca. Es war das erste Lebensmittelgeschäft, das eine Schneidemaschine besaß, eine Berkel aus Holland, die noch heute in Gebrauch ist. Später wurde ein elektrischer Ventilator installiert, der allerdings eher dazu diente, die Fliegen zu verscheuchen als den Laden zu kühlen.

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Javier Mulet erinnert sich auch: "Es war mein Vater, der mir beigebracht hat, wie man Wurstwaren herstellt, damals waren es drei oder vier, jetzt sind es acht oder neun". Javier Mulet entwickelte Produkte weiter, so führte er das Rebhuhn à la Pompadour ein, als nach dem Tschernobyl-Vorfall der Verzehr von Drosseln auf den Balearen verboten wurde.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums 1972 wurde La Pajarita zweigeteilt. Es gibt seit dem einen Eingang zur Wurstwarenabteilung und einen anderen zum Verkaufsraum für Süßigkeiten, der heute von einer anderen Familie geführt wird. Die Weihnachtsfeiertage sind die Hochsaison fürs Geschäft, 90 Prozent der dort verkauften Waren werden selbst hergestellt. "Wir haben Kunden, da kommen drei Generationen der selben Familie. Sie kaufen die Wurstwaren, weil sie den Geschmack lieben. Was Javier Mulet glücklich macht, "ist, dass die Leute mir nach den Feiertagen sagen, dass alles sehr gut war."

Sohn Josep Mulet, der La Pajarita nun in sechster Generation führt, gesteht: "Als mein Vater mich bat, das Geschäft zu übernehmen, zögerte ich, aber ich konnte mir nicht vorstellen, ein 150 Jahre altes Geschäft zu schließen." Er hatte eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker gemacht und ist außerdem Tontechniker. Sein beruflicher Weg schien in eine andere Richtung zu führen. Mit zwölf Jahren lernte er das Geschäft kennen, als er immer zu Weihnachten aushalf, und er lernte alles von seinem Vater. Im Alter von 16 Jahren half er bei der Zubereitung von Wurstwaren und mit 25 Jahren bereitete er sie bereits selbst zu. Er nahme den Küchenchef Pau Barceló unter Vertrag, um so das Angebot erweitern zu können. Nun verkauft La Pajarita ganzjährige wechselnde lokale und saisonale Tagesmenüs zum Mitnehmen.