Königin Letizia im Segelclub von Palma de Mallorca. | J. Aguirre

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Den Menschen aus Spaniens nördlicher Region Asturien sagt man nach, sie verfügten über Haut aus Neopren. Nur so sei es möglich, beim Bad in der Biskaya nicht zu erfrieren. Überhaupt hätten die Bewohner des Fürstentums ein Faible für Regenwetter und Kälte – und damit ein mit der Sommerhitze auf den Balearen kaum kompatibles Naturell. Es verwundert also nicht, dass die Beziehung zwischen Mallorca und der aus der asturischen Hauptstadt Oviedo stammenden Königin Letizia lange als ähnlich kühl galt wie die Fluten des Atlantiks.

Jahrelang hieß es in den spanischen Boulevardblättern, ihre Majestät verabscheue den royalen Sommerurlaub auf der Insel. Aber stimmt das wirklich? „Jein”, sagt der renommierte Journalist und Adelsexperte Esteban Mercer, der für die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” arbeitet. „Letizia hat sicher nichts gegen Mallorca oder die Mallorquiner, vielmehr hat sie in den Jahren als Prinzessin unter der Enge gelitten, die sie bei den Urlauben im Marivent-Palast in Palma verspürte.”

Das habe aber vielmehr an der Königsfamilie als am Ort selbst gelegen. Die endlosen Palast-Abende von Schwiegervater Juan Carlos mit seinen reichen und einflussreichen Freunden, dem sogenannten „segelnden Hofstaat”, seien der damaligen Prinzessin ebenso fremd gewesen wie die regelmäßigen Besuche der Heiligen Messe in der Kathedrale von Palma zu Ostern, gilt Letizia doch bis heute als nicht sonderlich gläubig.

Dazu die ständige Beobachtung durch die Presse: 2013, als die Prinzessin drei Tage nach ihrem Mann auf die Insel kam und ebenso früh wieder abreiste, stand für die Medien fest: Ehekrise! Noch schlimmer: die Bilder von 2018, als es zwischen Letizia und ihrer Schwiegermutter, Königin Sofía, vor versammelter Fotografenschar zu einem Disput kam, offenbar weil Letizia ein Foto mit ihren Töchtern Sofía und Leonor verhindern wollte.

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„Es war schwierig für sie, sich langsam aus diesem Korsett zu befreien”, sagt Mercer. „Sie ist und bleibt eine Rebellin, aber es ist ihr gelungen, im Lauf der Jahre ihr ganz eigenes Programm auf die Beine zu stellen und so ihre Zeit hier auf der Insel zu genießen.” Da wäre zum Beispiel das Atlàntida Film Fest, dem die Monarchin und bekennende Kino-Liebhaberin schon mehrfach beigewohnt hat, oder die Besuche von Museen, Kulturzentren und Denkmälern.

„Sie mag als Nordspanierin einfach keine Hitze und sie interessiert sich, im Gegensatz zu ihrem Mann Felipe, nicht fürs Segeln”, sagt Mercer. „Sie braucht mehr Zeit für sich und andere, anspruchsvollere Reize – und diese setzt sie sich heutzutage einfach selbst, wenn sie hier ist.” Eines aber, sei klar: „Das sind keine wirklichen Ferien, sie arbeitet auch hier eine Agenda ab, das aber nach ihrem Gusto.”

Vor diesem Hintergrund sei Mallorca in den vergangenen Jahren auch immer mehr zu ihrer Insel geworden. Zuletzt zeigte sich Letizia volksnah und deutlich entspannter als früher, besuchte mit ihrer Familie Restaurants und flanierte, so wie in diesem Sommer, durch Palmas Altstadt oder Valldemossa. Ihre Outfits gleichen dabei oft denen einer ganz normalen Urlauberin, dabei vergisst sie aber nie, durch kleine Akzente wie einen Rock oder eine Handtasche aus mallorquinischem Flammenstoff ihre Zuneigung zur Insel unter Beweis zu stellen.

„Viele Menschen auf Mallorca kennen die Königin nicht wirklich, einige halten sie für ein bisschen sonderbar”, sagt Esteban Mercer. Dennoch sei die Königin heute im Volk hoch angesehen. Eben, weil sie sich treu bleibt und sich nicht verbiegen lässt. Und genau das hat sie, insbesondere auf Mallorca, mehr als nur einmal unter Beweis gestellt.

Die vollständige Berichterstattung zum 50. Geburtstag der Königin lesen Sie in der aktuellen Ausgabe (38/2022) des Mallorca Magazins, die an diesem Donnerstag, 15.9., erschienen ist.