Beherrscht ihre Model-Moves aus dem Effeff: Aufgrund ihrer jahrelangen Catwalk-Erfahrung wirkt keine der Posen Petra Laggers gekünstelt. | P. Lozano

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Langes blondes Haar, grüne Augen, ein kurzer weißer Rock und ein natürlich wirkender Hüftschwung – wenn die 1,78 Meter große, schlanke Petra Lagger in ihren High Heels an der Playa de Palma entlangspaziert, möchte man meinen, sie befände sich auf einem Catwalk. Und doch musste die 56-jährige Mallorca-Teilzeit-Residentin, die eine Karriere auf dem Laufsteg hingelegt hat und heute immer noch für Werbe- und Filmaufnahmen sowie Foto-Shootings gebucht wird, einiges für die Modewelt dazulernen. Denn rein intuitiv könne ihrer Meinung nach niemand einen perfekten Auftritt bei einer Modenschau hinlegen. Ihr Wissen gibt sie auf Mallorca in einem – ihr zufolge bislang einzigen – Modelcamp weiter.

Zum Modeln selbst ist sie per Zufall im Alter von 22 Jahren gekommen: „Ich war beim Friseur und wurde dort angesprochen. Es wurde ein Model gesucht, das genau so aussah wie ich und meine Größe hatte.” Obwohl sie keine Ahnung von der Modebranche hatte, sagte Petra Lagger spontan zu. Sie lief 1988 eine Fashion-Show für den Designer Daniel Rodin in einem eleganten Leder-Outfit. „Ich wurde entdeckt, und damit fing meine Karriere an”, erinnert sie sich zurück. Ihr damaliger Freund war nicht davon begeistert, dass seine Freundin über Nacht zu einem gefragten Mannequin wurde. Erst Jahre später, nachdem sich Lagger von ihrem Partner getrennt hatte, konnte sie mit 31 Jahren auf dem Laufsteg durchstarten.

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Die Frau wollte die Kunst, einen Catwalk zu laufen, von der Pike auf lernen und schrieb sich an einer Schauspiel- und Modelakademie ein, wo sie ein Diplom als „Foto-Mannequin” erwarb. Ihre Mühe zahlte sich aus, denn bei der Berliner Fashion Week 2010 ist sie durch ihre Drehungen auf dem Laufsteg aufgefallen. Model-Kolleginnen fragten sie nach Performance-Tipps, und schon bald sprach sich herum, dass Lagger sich zu einer Catwalk-Expertin gemausert hatte. Und so wollte sie ihr Wissen, wie man etwa die Fußspitzen bewegen, die richtige Haltung einnimmt und in die Kamera guckt, weitergeben. Zuerst unterrichtete sie Nachwuchs-Models in ihrem Wohnzimmer. Die Nachfrage war so groß, dass sie drei Fitnessstudios und die Räumlichkeiten einer Schauspielschule in Berlin anmietete, um ihre Expertise an die herbeiströmenden Model-Lehrlinge zu vermitteln.

Eines Nachts hatte sie einen visionären Traum, wie sie mit ihrem Berliner Dialekt erklärte: Viele Bewerber würden zu ihrer Akademie anreisen, die an einem Ort läge, den sie lieben würde. So sei die Idee entstanden, ihr Modelcamp auf Mallorca zu eröffnen. Zunächst pendelte sie zwischen Berlin und der Insel, wohnt jedoch seit 2017 dauerhaft mit ihrem Verlobten Hans-Peter Finkenzeller auf Mallorca. In Vor-Pandemiejahren hatte Lagger alle zwei Monate ein einwöchiges Modelcamp angeboten. Für 1300 Euro erhielten die Teilnehmer eine kurze Model-Ausbildung mit Zertifikat, professionelle Hochglanz-Shootings und eine Adventure-Tour. Lagger betont, dass ihr Camp im Unterschied zu TV-Shows wie „Germany´s Next Topmodel” eher eine Schule sei als ein Wettbewerb. „Bei mir lernen die Models, einen Kartoffelsack beim Catwalk vorzuführen, als wäre es ein sehr teures Abendkleid.”

Lagger möchte ihren Teilnehmern, zu denen Männer wie Frauen aus der ganzen Welt gehören, neben dem Laufsteg-Know-How auch Charisma vermitteln. Und auf der Insel sei der Lerneffekt zehnmal größer als in Deutschland, wo der Model-Nachwuchs aufgrund des Regens morgens schlechtgelaunt zum Training komme, betont sie. Mittlerweile würden auch Eltern ihre kleinen Kinder in Laggers Camp schicken, um das richtige Posieren vor der Kamera zu üben. Aufhören mit dem Modeln will Lagger, die einen 24-jährigen Sohn und sogar ein zweijähriges Enkelkind hat, noch lange nicht.