Michael Korn und Birgit Ortel kultivieren in ihrem Labor verschiedene Pilzsorten. Seit knapp 20 Jahren leben die beiden bereits auf Mallorca. | Patricia Lozano

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Schon als Kind fühlte sich Michael Korn mit der Natur verbunden. „Mein Großvater nahm mich immer zum Pilze sammeln mit in den Wald”, erklärt der deutsche Auswanderer und streicht mit der Handfläche über den dunklen Fungi, der vor ihm auf dem Tisch liegt. Mittlerweile hat Michael Korn den deutschen Forst gegen die mediterrane, mallorquinische Landschaft ausgetauscht. Vor rund 20 Jahren wanderte der Frankfurter auf die Baleareninsel aus. „Es war Sommer, mein Mietvertrag war abgelaufen und ich brauchte eine Veränderung. Ich bin mit meinem restlichen Geld zum Flughafen und habe den nächstbesten Flieger genommen. Und der ging nach Mallorca.”

Der gelernte Koch startete sein neues Leben zunächst in Cala Rajada. Dort arbeitete er als Promoter in einer Diskothek und hielt sich im Laufe der Jahre mit verschiedenen Jobs über Wasser.

Doch die Liebe zu Pilzen war stets präsent. Die Idee, selbst Fungis zu kultivieren, festigte sich bei Michael Korn durch den englischsprachigen Podcast „How mushrooms can save the world” (Wie Pilze die Welt retten können) von Paul Stamets. „Pilze sind einfach beeindruckend, und es gibt sie überall. Sie können Lebensmittel sein, Baustoff, oder dienen als Medizin. Einige Arten können sogar Holz oder Benzin zersetzen. Und das Beste: Man kann sie selber züchten, was ich selbst viele Jahre gar nicht wusste. Ich dachte, sie wachsen einfach im Wald und fertig.”

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Nach und nach besorgte Michael Korn das benötigte Equipment und begann in seiner damaligen Wohnung in Palma seine ersten Champignons zu kultivieren. Dies war allerdings schwieriger als gedacht. Der Haken: Die Sorte gedeiht überwiegend auf Mist. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, fuhr Michael Korn sogar bis ins Tramuntana-Gebirge, sammelte die Exkremente der Esel in Alaró ein und kochte den Rohstoff auf dem kleinen Herd in seiner Wohnung ein. „Meine damalige Freundin war allerdings davon weniger begeistert”, erklärt Korn und lacht. Um mehr Anbaufläche und bessere Rahmenbedingungen zu erlangen, zog der Auswanderer schließlich auf eine ehemalige Schneckenfarm nach Consell, wo er vor allem eins hat: Platz und genug Raum, um Pilze in Dunkelheit zu kultivieren. Dort wird er von seiner Freundin Birgit Ortel in seinem Vorhaben tatkräftig unterstützt.

Mittlerweile züchtet Michael Korn verschiedene Sorten auf seinem Grundstück. Dabei konzentriert er sich vor allem auf medizinische Pilze. Vor Beginn der Corona-Pandemie spezialisierte sich Michael Korn noch hauptsächlich auf Speisepilze. „Etwa 99 Prozent meiner Kunden waren Restaurants und gastronomische Betriebe. Aufgrund der Pandemie musste ich allerdings langfristig umplanen.” Seit Corona rücke das Thema Gesundheit vermehrt in den Vordergrund, insbesondere alternative Medizin, so Michael Korn. Um sich mehr auf diesem Gebiet zu spezialisieren, machte der Deutsche eine Ausbildung zum Mykotherapeuten.

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Cordyceps gilt als Heilpflanze, stärkt unter anderem das Immunsystem und liefert Energie.

In seinem Labor wachsen und gedeihen drei Sorten: Reishi, Lions Man und Cordyceps. Der Reishi-Pilz, der auch als „Pilz der Unsterblichkeit” bekannt sei, diene in erster Linie dem Immunsystem, Leber, Nieren und dem Blutbild. Der Lions Man sei gut für die Aktivität des Gehirns. „Er beugt Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz vor. Auch fördert er die Bildung von Neuronen und nützt zum Beispiel Schlaganfallpatienten”, erklärt Michael Korn. Bei der dritten Pilzart handelt es sich um Cordyceps. Sie ist auch unter dem Namen Raupenpilz bekannt. „Dieser Pilz gilt als einer der teuersten weltweit, ein Kilogramm kostet etwa 20.000 Euro. Er gibt dir Power, Energie und stärkt das Immunsystem.”

In Zukunft werden laut Michael Korn Pilze vor allem in der Forschung eine wichtige Rolle spielen. „Pilze sind wie Chemiewerke. Sie zersetzen alles, auch Schadstoffe. Wir brauchen Lösungen für Naturprobleme auf der Welt, und Pilze können auf sehr vieles die Antwort sein.”