Sie sind Carmen Bellmonte:Elke Becker (l.) und Ute Köhler. | L. Rossello

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Vorhang auf für das große Finale der Mallorca-Saga um die mallorquinische Winzer-Familie Delgado von Carmen Bellmonte. Der vierte und letzte Band "Zeiten der Versöhnung" ist am 16. August bei Heyne erschienen.

Carmen Bellmonte ist ein offenes Pseudonym. Offen, weil der Verlag nicht damit hinterm Berg hält, dass dahinter die Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler stehen. "Zusammen bringen sie 35 Jahre Inselerfahrung auf Mallorca mit", teilt der Verlag dem Publikum mit. "Die beiden sind seit über zehn Jahren befreundet, lieben das Reisen und guten Wein und schreiben beide Bücher, die auf ihrer paradiesischen Balearischen Insel spielen." Ihre Vorlieben finden sich seit Februar 2022 zwischen nunmehr acht Buchdeckeln und auf insgesamt mehr als 2100 Seiten in einem Roman wieder, der 1913 seinen Ausgang in Sencelles nimmt und von Erfolg und Verlust, Liebe und Hass, Treue und Verrat erzählt.

In Band 1 der Saga, "Zeiten des Wandels", bricht die Weinwirtschaft auf Mallorca ein. Die Delgados sehen sich gezwungen, von Reben auf Mandeln und Aprikosen umzustellen. Mit weitreichenden Konsequenzen. Antonia, die ältere Schwester, emigriert nach Kuba, um von dort aus die Familie zu unterstützen. Die jüngere Carla stellt sich zu Hause dem Existenzkampf, Bruder Leo will unterdessen mit allen Mitteln weiter Wein kultivieren und schreckt auch vor krummen Wegen nicht zurück.

"Zeiten der Sehnsucht" heißt der zweite Band. In ihm wird die Geschichte der Familie bis 1944 weitererzählt. Antonia führt in Kuba ein Leben an der Seite eines Zigarrenfabrikanten und betreibt ein Weingut. Auf Mallorca sind Carla und Leo tief entzweit, seit der Bruder in seinem fanatischen Kampf um den Weinbau den Tod des Vaters verschuldet hat. Dagegen entsteht zwischen Leos Frau Alba und Carla eine herzliche Freundschaft.

Unterdessen wächst die nächste Generation heran, die in "Zeiten des Umbruchs" flügge wird und selber Familien gründet. Der dritte Band der Saga nimmt ab 1945 die Fäden des Schicksals auf. Nach langen Jahren der Emigration kehrt Antonia in ihre alte Heimat zurück. Ihre Geschwister stehen sich weiter unversöhnlich gegenüber, und Leo schreckt weder vor Lügen noch Intrigen zurück, um Carla zu schaden, die wieder zum Weinbau zurückgekehrt ist.

Der Titel von Band 4, "Zeiten der Versöhnung", der mit dem Jahr 1953 beginnt, verheißt den Familienfrieden. Doch die Hürden sind hoch, und auf den etwas mehr als 500 Seiten erleben die Leser noch einmal das ganze Wechselbad der Gefühle. Denn nach wie vor schwelt der alte Hass unter den Delgados, die Weingüter der Geschwister stehen in Konkurrenz zueinander und jahrelang gehütete Geheimnisse zeigen: Kaum jemand ist frei von Schuld.

Und auch im vierten Band werden Mitglieder aus der Mitte der Familie gerissen. "Das hat sich beim Schreiben so ergeben, das war ein natürlicher Fluss", sagt Elke Becker über den Tod einer maßgeblichen Figur. Was ungeahnte emotionale Folgen hatte: "Die Figur ist mir tatsächlich im Traum erschienen", erzählt Ute Köhler. "Sie sagte: Du kannst mich doch nicht einfach hier sterben lassen, ich will bis zum Ende dabei sein!"

Eine der Besonderheiten der Saga ist, dass sie das normale Leben abbildet, und eine weitere, dass dies aus der Perspektive der Frauen geschieht. Die zwei tragenden Säulen sind die Schwestern Antonia und Carla. Ab dem dritten Band spielt auch Schwägerin Alba, die sich von Leo trennt und als Hotelierin und Künstlerin reüssiert, eine hervorgehobene Rolle. Es sind Frauen, die sich gegen alle Widerstände durchsetzen. Auf ihre Weise: Statt gegen die herrschenden Konventionen zu rebellieren, versuchen sie stets, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Die historischen Bedingungen, die damals in Spanien und auf Kuba herrschten, haben die Autorinnen bis ins Detail recherchiert. "Dadurch wussten wir viel mehr zu schätzen, welche Freiheiten wir Frauen heute in unserem westeuropäischen Umfeld haben, ob finanziell, beruflich oder familiär. Wir können alles tun und müssen niemanden fragen. Die Frauen damals hatten dagegen ein Stoppschild nach dem anderen", sagt Becker.

Ursprünglich hatten die Autorinnen vor, die Saga in der Gegenwart enden zu lassen. Doch das hätte große Zeitsprünge erfordert, um das Format nicht zu sprengen. Keine gute Idee, befanden die Schriftstellerinnen. "Bei solchen Sprüngen verlierst du als Autorin und damit auch der Leser die emotionale Bindung zu den Figuren. Außerdem hätte alles, was jetzt käme, eher die Handlung als die Figuren in den Vordergrund gestellt und es wäre auch nicht mehr historisch, sondern die moderne Zeit", erklärt Köhler und Becker ergänzt: "Wir haben uns auf ein versöhnliches Ende konzentriert, und darauf, alle Fäden aufzulösen. Die Geschichte ist so, wie sie ist, auserzählt."