In der 1960 bis 1980er Jahren tobte auf der Plaça Gomila im El-Terreno-Viertel das Nachtleben. | Archiv Ultima Hora

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Lange Jahre sah man sie an der Plaça Gomila beinahe täglich: die erschöpften Urlauber, die den steilen Weg hoch zum Schloss Bellver und wieder herunter bestritten hatten. Sie aßen bröseliges Gebäck aus Papiertüten und nuckelten an Plastikflaschen, während sie auf Steinbänken sitzend auf den roten Touristenbus warteten.

Seit einiger Zeit nun können die Besucher ihren müden Füßen eine Pause in schönerem Ambiente gönnen. An dem neu gestalteten Platz in Palmas Viertel El Terreno haben sie die Wahl zwischen gleich zwei Lokalen: Die Bar Bellver rechter Hand ist in ein tiefes Grün getaucht und mit Holzelementen abgesetzt. Auf der Karte gibt es viele italienische Speisen und guten Kaffee. Von Frühstück über Mittagstisch bis zum Abendessen kann man jederzeit auf der Terrasse Platz nehmen. Fabio heißt der flinke Kellner, der seine Gäste mit strahlendem Lächeln empfängt und mit flotten Sprüchen in mindestens zwei Sprachen besticht.

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So zeigt sich die Plaça Gomila, das Herz des El-Terreno-Viertels, dieser Tage. Foto: pl

Links daneben hat das Vier-Sterne-Boutiquehotel Joe’s Gomila eröffnet. Es beherbergt auch eine Bar und ein Restaurant. An kalten Wintertagen wickeln sich die Besucher in Decken und sitzen an den weihnachtlich geschmückten Tischen der Terrasse. Zusätzliche Wärme strahlen die kleinen Öfen zwischen den Tischen aus.

Gegenüber steht ein weißer Gebäudekomplex, der jahrelang restauriert wurde. Zwischen den Wohnungen liegt jetzt das Restaurant Brutus, das nur abends geöffnet ist. Dann leuchten die Lichterketten in den Bäumen wie Glühwürmchen. Im Angebot sind italenische Speisen wie Nudeln, Fleisch und Fisch.

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Links das neue Boutiquehotel Joe’s Gomila, daneben die Bar Bellver. Fotos: pl

In den vergangenen Monaten hat sich an der einst verkommenen Plaça Gomila zwischem dem Schloss Bellver und dem Hafen Palmas viel getan. Viele dort neu geschaffene Reihenhäuser und Wohnungen sind mittlerweile verkauft worden. Die neuen Anwohner haben ihre Immobilien bezogen und begrüßen sich morgens gegenseitig. In dem Eckgebäude, das von blauen Kacheln überzogen ist, hat erst kürzlich ein kleiner Blumenladen eröffnet.

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Neben Wohnungen beherbergt das Gebäude an der Ecke der Plaça Gomila auch einen kleinen Blumenladen. Es ist mit blauen, farblich abgestufen Kacheln überzogen. Foto: pl

Die Plaça Gomila ist ein klassisches Beispiel der Gentrifizierung und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Vor gut hundert Jahren traf sich hier die Bourgeoisie der Insel und verbrachte ihre Sommer in dem El-Terreno-Viertel. Ab den 1960er Jahren spielte sich dann hier auch das Nachtleben der Stadt ab.

PALMA - ANTIGUA IMAGEN DE LA PLAZA GOMILA.
Im Jahr 1957 herrschte ebenfalls reges Treiben auf dem Platz. Foto: Josep Planas-Montanyà
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Wie viel Glanz und Glamour die Plaça Gomila einmal zu bieten hatte, lässt sich heute kaum noch erahnen. Busse halten im Minutentakt, zwei Handwerker machen sich an einem Gully zu schaffen, Roller knattern über die Hauptstraße Joan Miró. Der Platz und seine Menschen sind versunken in regem Treiben.

Unbeeindruckt davon sitzen drei Männer auf einer Steinbank. Gemütlich trinken sie ihre Biere, zu ihren Füßen formen sich die Kippen zu einem Haufen. Menschen wie diese trifft man an der Plaça Gomila täglich, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie wollen meistens in Ruhe gelassen werden und sind harmlos. Viele im Viertel Ansässige wissen allerdings, dass auf dem Platz auch mit Drogen gehandelt wird.

Gleich hinter den Männern ist der Eingang der Diskothek Lio’s. Am Freitag- und Samstagabenden zeigt sich die Schere zwischen Arm und Reich auf ganz besondere Art. Dann fahren Audis und Porsches vor, um Männer in Anzügen und Frauen in Stilettos auf dem roten Teppich auszuladen. Meistens werfen diese einen verunsicherten Blick auf die Männer der Steinbank, bevor sie in ihre eigene Welt eintauchen. Zwei Türen weiter macht an den Wochenenden eine andere Klientel Party: Vor dem RockClub Tunnel stehen bärtige Typen in Band-T-Shirts und mit Bieren in der Hand beim Rauchen.

Für viele Feiernde der umliegenden Bars und Clubs ist die Plaça Gomila in den vergangenen Monaten wieder zu einem Treffpunkt geworden. Jeden Sonntagmorgen macht sich das aufs Neue bemerkbar, wenn die Müllwerker unzählige Überbleibsel zusammenkehren müssen: Plastikbecher, Kippenstummel, Erbrochenes.

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Voller Konstraste: Ein Kiosk direkt neben dem Eingang der Nobeldisco Lio. Foto: pl

Einige Nachtlokale haben aber weichen müssen, wie etwa die Disko Millenium unweit des Platzes. In der vergangenen Woche ist sie abgerissen worden, um für ein neues Luxushotel Platz zu machen. Vor rund einem halben Jahr ist in dem Viertel zudem ein weiteres Boutiquehotel entstanden, das ebenfalls mit vier Sternen lockt.

El Terreno ist im Kommen wie kaum ein anderes Barrio der Inselhauptstadt – bei Urlaubern und auch bei Immobilienbesitzern. Vor allem in den Sommermonaten parken immer mehr Mietwagen in den kleinen Gassen und auffällig viele Urlauber kehren ein. Unter den Nachbarn ist bekannt, dass es mittlerweile immer mehr Ferienwohnungen im Viertel gibt.

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Zwischen Ruinen und Graffiti gibt es einen eindrucksvollen Ausblick auf den Hafen. Foto: pl

Um die Plaça Gomila herum wird seit Jahren viel gewerkelt und gebaut. An vielen Stellen werden seit Jahren leerstehende Gebäude kernsaniert, um neuen, teuren Wohnraum zu schaffen. Weil immer mehr der alten Stadtvillen in El Terreno umgebaut werden, investieren Immobilienkäufer in das Viertel. Vor wenigen Wochen ist nach monatelangen Umbauten eine prächtige Villa fertiggestellt worden: mit Pool und Meerblick. Sie liegt gegenüber der öffentlichen Grundschule des Viertels. Noch immer gibt es viele Ruinen, in den Nebenstraßen rund um die Plaça, die an alte Zeiten erinnern. Auch sie werden wohl bald weichen müssen.