Dieses Haus in Costa de la Calma wurde besetzt. | Mallorca Magazin

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Ob für das Zusammenschrauben eines Billy-Regals, die Einrichtung des neuen Smart-TVs oder den Bau einer Gartenlaube: Gebrauchsanweisungen helfen dabei, selbst komplizierte Vorhaben einfach und schnell in die Tat umzusetzen. Das gilt auch für Hausbesetzungen in Spanien. So lässt sich im Internet mittlerweile ein „Manual de Ocupación” als kostenloses pdf-Dokument herunterladen, das auf 64, teils mit Bildern illustrierten Seiten erklärt, wie eine professionelle, mit allen rechtlichen Wassern gewaschene Besetzung eines privaten oder gewerblichen Wohneigentums kinderleicht vonstattengeht.

Erklärt wird beispielsweise der sogenannte „Pizza-Trick”, um vorzutäuschen, dass der Hausbesetzer bereits länger als 48 Stunden in der Immobilie wohnt, um nicht als Einbrecher verhaftet zu werden. Dafür muss er sich lediglich eine Pizza bei einem örtlichen Restaurant bestellen, vor das ausgesuchte Anwesen stellen und die Pizza inklusive des auf seinen Namen, der Adresse und dem Datum ausgestellten Lieferscheins in Empfang nehmen. So geschehen bei einer von MM aufgedeckten Hausbesetzung in Costa de la Calma.

Rückendeckung bekommen professionelle Hausbesetzer zudem durch das vor wenigen Wochen im Staatsanzeiger BOE veröffentlichte neue spanische Wohnraumgesetz, das unter anderem den Mietern, egal ob legal oder illegal, einen größeren rechtlichen Schutz einräumt. So sind Zwangsräumungen von Wohnungen ohne einen von Gericht festgesetzten Termin verboten. Räumungsklagen von Eigentümern können bis zu zwei Jahren hinausgezögert werden. Der spanische Staat steht außerdem in der Pflicht, nicht-zahlenden Mietern eine bezahlbare Wohnalternative zu besorgen.

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Als „Ungeheuerlichkeit” bezeichnet Mallorcas Immobilienunternehmer Lutz Minkner von „Minkner & Bonitz” in Santa Ponça die aktuelle Gesetzgebung in Spanien, die es immer noch ermögliche, dass Wohneigentum von Kriminellen kurzerhand in Beschlag genommen werden kann, ohne dass diese dafür belangt werden. „Eigentümer von besetzten Immobilien müssen mit einer Privatklage vor Gericht versuchen, an ihr Recht zu kommen. Im Durchschnitt dauert das eineinhalb bis zwei Jahre”, so Minkner.

„Hausbesetzungen sind in erster Linie ein politisches Problem”, betont der Unternehmer. Die derzeit sowohl in Madrid als bis dato auch auf den Balearen regierenden Linksparteien hätten die bestehenden Gesetze des Wohnnutzungsrechts hinsichtlich eines längst überfälligen Schutzes von Immobilieneigentümer gegen Hausbesetzer weder verschärft noch angepasst. „Die Polizei kann aktuell besetzte Häuser nicht räumen, wenn der Besetzer nachweisen kann, dass er dort seit mehr als 48 Stunden wohnt. Ein Unding”, so Minkner.

Er hofft, dass sich die unhaltbaren Zustände nach den jüngsten Parlamentswahlen auf den Balearen hoffentlich bald ändern werden. „Die Volkspartei PP hatte ja bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsieges ein gesetzliches Maßnahmenpaket zu verabschieden, um das leidige Thema der Hausbesetzungen zu beenden.” Palmas neuer konservativer Jaime Martínez betonte am Dienstag bei einem Besuch der Lokalpolizei, dass es bei Hausbesetzungen "keine Gnade mehr" geben werde.

Grund zur Alarmstimmung wegen der jüngsten Fälle von Hausbesetzungen auf Mallorca gebe es keine. Dafür sei ihre Zahl verschwindend gering. „Die Mehrzahl von Ferienimmobilien werden oder wurden von ihren Eigentümern mit modernen Alarmanlagen ausgestattet, die einen Einbruchsversuch sofort privaten Sicherheitsdiensten oder der Polizei melden.” Dies sei das beste Mittel, um böse Überraschungen zu vermeiden.