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Ein guter Start, um Mallorcas archäologisches Erbe zu erkunden, ist das Museum Son Fornés in Montuïri. Klar erläutert es Mallorcas Geschichte von der prähistorischen Zeit bis ins frühe Mittelalter. Für die Talaiot-Zeit hilfreich sind neben den Wandtafeln und Fundstücken besonders die 3D-Simulationen von den Gebäuden und dem Leben in den steinernen Dörfern.

Unweit vom Museum liegt die Ausgrabungsstätte Son Fornés. Es ist eine der am besten erhaltenen Megalithsiedlungen von Mallorca. Zwei Talaiots mit angrenzenden Wohnräumen sind bislang freigelegt, darunter der mit vier Metern Höhe größte Talaiot der Insel. 2000 Tonnen Felsgestein wurden bei seinem Bau verbraucht. Son Fornés war von 900 v. Chr. bis 500 n. Chr., also weit in die römische Zeit hinein, bewohnt. Das Dorf ist kostenlos zugänglich und ausführlich auch auf Deutsch beschildert.

Einen kleinen Eintritt kostet die vielleicht spektakulärste Talaiotsiedlung, Ses Païsses am Stadtrand von Artà. Das 1,3 Hektar große steinerne Dorf wird von einer elliptisch geformten Mauer umgeben. Ses Païsses liegt in einem Steineichenwald. So ist es besonders bei warmem Wetter hier angenehm schattig. Deutlich sind die Strukturen vieler Gebäude zu erkennen, durch die man laufen kann. Ein zehnteiliger Audioguide, den sich der Besucher vorab im Internet (auch auf Deutsch) auf das Smartphone runterladen oder am Eingang von Ses Païsses ausleihen kann, lässt das prähistorische Dorf lebendig werden. Von 1300 v. Chr. bis 100 n. Chr. war Ses Païsses bewohnt, seit 1959 finden hier bereits Ausgrabungen statt. "Dieses Jahr haben wir ein Sanktuarium für religiöse Zeremonien außerhalb der Mauer und ein weiteres Haus freigelegt", berichtet der Archäologe Javier Aramburu. "Dort haben wir mehrere Getreidemühlen und einen Webstuhl entdeckt."

Eine Besichtigung wert sind auch die Talaiot-Siedlungen von S'Hospitalet Vell in Manacor, Capocorb Vell in Llucmajor und S'Illot in San Llorenç de Cardassar, das von deutschen Archäologen in den 1960er Jahren ausgegraben wurde.

Nicht fehlen sollte der Besuch der Nekropole von Son Real an der Küste südlich von Can Picafort. Die 700 v. Chr. erbaute Nekropole besteht aus 110 unterschiedlich gestalteten Gräbern. Mehr als 300 Skelette wurden darin gefunden. Ganz in der Nähe kann man eines der ältesten Baudenkmäler Mallorcas betreten, eine 4500 Jahre alte Grabhöhle. Beim Hinausgehen fällt der Blick auf die winzige Insel L'Illot des Porros hundert Meter vor der Küste. Riesige Steine eines prähistorischen Sanktuariums ragen auf der Insel hervor. Am einfachsten erreicht man die Nekropole von der 2,5 Kilometer entfernten öffentlichen Finca Son Real, die auch ein archäologisches Museum beherbergt. Autos sind auf dem Weg verboten. Wer nicht laufen möchte, kann sich an der Finca ein Rad ausleihen, um zum Strand zu fahren. Achtung bei der Orientierung! Die Wegmarkierung lässt einiges zu wünschen übrig.

Sie ist Mallorcas bedeutendste Ausgrabungsstätte: die römische Stadt Pollentia, gegründet 70 v. Chr. und bewohnt bis ins 5. Jahrhundert n. Chr., als sie die Vandalen plünderten und zerstörten. Typisch für römische Kolonialstätte besteht Pollentia aus einem öffentlichen Platz, dem Fòrum Romà, Theater, Tempel, Handelsviertel, Denkmälern, Wohnviertel und einer (im 3. Jhdt. n. Chr. gebauten) Mauer. Schon im 16. Jahrhundert wurden Ruinen von Pollentia entdeckt. Seit den 1920er Jahren finden Ausgrabungen statt. Sie erstrecken sich auf drei Bereiche: die Altstadt sa Portella, das Fòrum Romà inklusive Tempel (Capitoli) und Handelsviertel und das in die Felsen gehauene Teatre Romà. "Dieses Jahr haben wir im Forum eine Nekropolis aus der vorrömischen Zeit sowie ein Handelshaus freigelegt", sagt der Archäologe Tomeu Vallori. Ausgrabungen im Haus des Bronzekopfs (Casa de Cap de Bronce) in sa Portella dienten dazu, das Alter der ersten römischen Bauten zu überprüfen. "Immer noch arbeiten wir in der Kirche Santa Ana außerhalb der Stadtmauer. Im Boden wurden Monumente aus der vorchristlichen Zeit entdeckt."

Da im Ausgrabungsgelände keine Informationstafeln stehen, empfiehlt es sich, eine Führung zu machen. Reservierung ist nötig. Fundstücke sind im archäologischen Museum von Pollentia ausgestellt.

(aus MM 37/2014)