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Die Wintermonate sind auf Mallorca die Haupt-Jagdsaison und damit die Jahreszeit, vor der es so manchem Fincabesitzer das ganze Jahr lang graut. Es wird wieder kräftig geballert und nicht alle Jäger nehmen Rücksicht auf die Anwohner. Da bekommt schon mal ein unschuldiges Haustier eine Ladung Schrot ab und die leeren Hülsen landen achtlos in der Landschaft. Das Jagen gehört auf der Insel zu den Themen, die immer wieder für Konflikte sorgen. Auf der einen Seite: Fincabesitzer, die häufig aus dem Ausland kommen, ihre Ruhe wollen und gemeinsame Sache mit Umweltschützern machen, die wiederum durch schießwütige Waidmänner die Rückzugsmöglichkeiten von Zugvögeln und die Artenvielfalt bedroht sehen.

Auf der anderen Seite: Tausende Balearenbewohner mit Jagdlizenz, die nicht auf ihr traditionsreiches und heiß geliebtes Hobby verzichten wollen.
Laut der balearischen Jagdvereinigung gibt es auf den Inseln derzeit 30.000 gültige Lizenzen – höher dürfte die Dichte an Jägern kaum anderswo sein im ganzen Land. Ein weiteres Zeichen für die tiefe gesellschaftliche Verankerung sind die mit Steuergeld subventionierten Jagdvereine, die es in jeder Gemeinde, praktisch in jedem Dorf gibt. 87 von ihnen sind balearenweit dem Jagdverband angeschlossen. Zudem seien Mallorcas ländliche Regionen traditionell fast ausschließlich Jagdgebiet, gibt man beim Umweltschutzverband GOB (Grup Balear d‘Ornitología i Defensa de la Naturalesa) zu bedenken. Die meisten Gemeinden hätten einst pauschal ihr komplettes Ortsgebiet zum Jagdrevier erklärt.

Seine ursprüngliche Funktion hat das Jagen dabei fast völlig eingebüßt: Das Überleben sichert sich so niemand mehr und auch die umweltregulierende Funktion spielt bei den organisierten Jägern kaum mehr eine Rolle, wie man auch von Seiten des Jägerverbandes einräumt. Den verordneten Abschuss von Tieren, die sich zu Plagen entwickeln, organisiert eine politische Institution: der Inselrat.

Dieser hat seit Anfang des Jahres die Kompetenzen in Sachen Jagd inne, als Nachfolger des balearischen Umweltministeriums. Ganz und gar nicht zur Freude der Jäger. Klagen über die mangelhafte Zusammenarbeit gibt es von Verbandsseite reichlich. „Unsere Interessen werden kaum berücksichtigt”, so ein Sprecher. Das Hauptproblem aber seien die permanenten Probleme mit Anwohnern, die sich das Treiben vor der Haustür nicht länger bieten lassen wollen. Beim Verband räumt man ein, dass es Jäger gebe, die sich nicht an die Vorschriften halten: „Das ist ein Problem und da muss etwas geschehen.” Für die Umweltschützer vom GOB ist klar, was das sein muss: „Die Einhaltung der Vorschriften wird viel zu lasch kontrolliert”, so ein Sprecher. „Außerdem braucht Mallorca viel mehr Jagdschutzgebiete. Das würde letztendlich auch den Jägern selbst zugute kommen, da sich die Populationen erholen können.”