Die meisten der mehrfach verkauften Grundstücke befinden sich in der Cala Llamp in Andratx. | Patricia Lozano

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Der Beginn des Prozesses um die betrügerischen Mehrfachverkäufe von Grundstücken in Cala Llamp und La Mola auf Mallorca ist verschoben. Das Gericht sagte die ersten vier angesetzten Verhandlungstage ab, da sich offenbar ein Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung anbahnt.  

Ursprünglich sollte der Prozess am Dienstag, 10. September, beginnen und an den anderen Tagen dieser Woche weitergehen. Auf diese Weise gesteht das Gericht den Parteien mehr Zeit zu, eine Einigung zu finden und den Prozess überflüssig zu machen.

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen den Staatsanwälten und den Verteidigern der Angeklagten. Geplant ist offenbar, dass die Angeklagten ihre Schuld eingestehen, den entstandenen Schaden ersetzen und im Gegenzug nur zu Bewährungsstrafen verurteilt werden.

Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft Gefängnisstrafen von mehr als 30 Jahren für die Hauptangeklagten gefordert. Kommt es wider Erwarten doch nicht zu einer Einigung, beginnt der Prozess am Montag, 30. September.  

Laut Anklageschrift wurden in mehr als 40 Fällen Grundstücke, die sich allesamt in Urbanisationen von Andratx befinden, mehrfach verkauft. Die nun angeklagten Personen traten zu diesem Zweck als Besitzer der Grundstücke auf. Die eigentlichen Eigentümer der Parzellen, unter ihnen viele Deutsche, ahnten lange Zeit nichts.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, ein betrügerisches System ersonnen zu haben, das keinen anderen Zweck hatte, als große Summen Geld zu ergaunern, Steuern zu hinterziehen und Schwarzgeld zu waschen.

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Unter den Hauptbeschuldigten befinden sich die beiden mallorquinischen Rechtsanwälte Miguel und José Feliu sowie der Franzose Patrick Duchemin.

 

DIE MASCHE DER GAUNER

Mehrfach verkaufte Grundstücke – wie geht das überhaupt? In den meisten Fällen scheinen die Gauner als Besitzer des Gesamtgrundstücks „Cala Llamp” – der sogenannten „Mutterfinca” – aufgetreten zu sein, das einst in viele kleinere Parzellen aufgeteilt wurde.

Dann verkauften sie einige der Einzelgrundstücke, obwohl diese längst nicht mehr zum Gesamtgrundstück gehörten, sondern bereits andere Besitzer hatten. So existieren für ein und dieselbe Parzelle also offenbar mehrere verschiedene Grundbucheinträge. Warum im Grundbuchamt niemand den Betrug verhinderte, ist unklar.

In einigen Fällen scheinen sich Bandenmitglieder mithilfe gefälschter Ausweise als rechtmäßige Besitzer einer der Parzellen ausgegeben und den Verkauf so abgewickelt zu haben. Dass Notare nur lax kontrollieren, scheint lange gängige Praxis gewesen zu sein.