TW
0

Nach Bekanntwerden der Ebola-Infektion einer Pflegehelferin in Madrid am Montag rufen die Behörden auf Mallorca die Bevölkerung und das medizinische Personal zu Ruhe und Besonnenheit auf. Die Krankenhäuser verfügten für den Ernstfall über gut funktionierende Behandlungsprotokolle.

Der Gesundheitsminister der Balearen, Martí Sansaloni sagte, dass diese einwandfrei funktionieren, hätten die Verdachtsfälle der vergangenen Wochen gezeigt. Auf den Balearen hatte es seit Anfang September vier Ebola-Verdachtsfälle gegeben. Drei Personen wurden zur Sicherheit unter Quarantäne gestellt. Sämtliche Tests fielen jedoch negativ aus. Auch die im Falle der 39-jährigen Nigerianerin, die am Wochenende den Behandlungsbereich im Krankenhaus Son Espases verlassen hatte, obwohl die Ebola-Tests noch nicht abgeschlossen waren.

Bei der Pflegegewerkschaft SATSE sieht man bezüglich der Ebola-Protokolle noch Verbesserungsbedarf: "Wir mussten feststellen, dass bei der Anwendung der Notfallpläne auf Mallorca noch viel improvisiert wurde", sagte Jorge Tera, Generalsekretär der Gewerkschaft. "Das liegt sicherlich auch daran, dass die Schulungen des Personals für solche Notfälle außerhalb der regulären Arbeitszeiten stattfinden, weshalb viele Schwestern und Pfleger nicht daran teilnehmen."

Ähnliche Nachrichten

Rafael Santiso, Generaldirektor für öffentliche Gesundheit und Verbraucherschutz, schloss sich hingegen den Worten des Gesundheitsministers an: "Die Notfallprotokolle, die wir hier auf Mallorca genauso wie im Rest Spaniens und Europas anwenden, entsprechen den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und es ist erwiesen, dass sie funktionieren." Auch Antonio Pareja, Arzt am Klinikum Son Llàtzer in Palma, sagt: "Wir spüren unter den Ärzten, Schwestern und Pflegern keine Panik oder Angst." Respekt sollte man vor dem Virus dennoch haben, so der Mediziner. Sión Riera, Chef der Abteilung für Infektionserkrankungen am Krankenhaus Son Espases, sagte: "Wir arbeiten hier weiterhin gelassen und ruhig, denn wir wissen, dass die Kliniken auf Mallorca bestens vorbereitet sind." Erst am Mittwoch bekam das Uni-Klinikum 400 neue Ebola-Schutzanzüge geliefert.

Warum es trotz gut funktionierender Protokolle dennoch zu der Infektion in Madrid kam, ist nicht ganz geklärt. Die Infizierte selbst vermutet, dass sie sich angesteckt hat, als sie sich beim Ausziehen des Schutzanzuges ins Gesicht gefasst hat (siehe S. 7). Wenn feststeht, wo genau sich ein Fehler im Protokoll eingeschlichen hat, könne man verhindern, dass so etwas im Ernstfall auch auf den Balearen passiert.

SATSE jedenfalls forderte die Politiker auf, das Klinikpersonal - sollte das Virus auch auf Mallorca auftreten - so gut wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen und im Notfall mit vollständiger Transparenz zu informieren. "Bedenken Sie, dass gerade das Pflegepersonal die Personen sind, die den Infizierten am nächsten kommen", so Francisca Galmés von der Gewerkschaft der Pflegetechnik. Dennoch ruft auch sie zu Ruhe auf. Unter den Pflegern und Schwestern macht sich jedoch zunehmend Wut breit. Sie geben der spanischen Gesundheitsministerin Ana Mato die Schuld an der Infektion der Mitarbeiterin in Madrid. Rosa Hernández, Vorsitzende der Schwesternschule der Balearen, fordert deshalb den Rücktritt der Politikerin. "Viele von uns fühlen sich entwürdigt, dass so etwas passieren kann. Man muss uns besser schützen. Mato sollte die Verantwortung tragen."