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Niemals den Glauben verlieren, sondern beharrlich auf sein Ziel hinarbeiten. Das hat der mallorquinische Franziskanermönch Junípero Serra aus Petra (1713-1784) vorgemacht. Quasi aus dem Nichts heraus, mit einer Handvoll Getreuer, gründete Fray (zu Deutsch "Bruder") Junípero Serra im Kalifornien des 18. Jahrhunderts Siedlungen in Form von Missionsstationen, aus denen später Weltstädte erwuchsen: San Francisco, Los Angeles, San Diego. Das grenzt schon an ein Wunder.

An diesem Mittwoch, 23. September wird der Geistliche in Washington von Papst Franziskus I., vermutlich im Beisein von US-Präsident Barack Obama, heiliggesprochen werden. Junípero Serra wird dadurch zum 13. Heiligen in der Geschichte der Vereinigten Staaten sowie der erste von hispanischer Herkunft. Für Mallorca wird Junípero Serra nach Catalina Tomàs zum zweiten Inselheiligen.

Unumstritten ist die Heiligsprechung nicht, doch vor allem in Petra ist die Freude darüber groß, handelt es sich doch bei Junípero Serra um den berühmtesten Sohn des kleinen Dorfes im Inselinnern (das Programm siehe unten). Die Vorbereitungen für das Ereignis haben begonnen, es werden Prozessionen und ein Volkslauf veranstaltet, der päpstliche Akt in der US-Hauptstadt wird in Echtzeit per Großleinwand auch in der Kirche von Petra zu sehen sein. In Palmas Kulturzentrum für Militärgeschichte im Carrer Sant Miquel wurde ebenfalls eine Ausstellung zum kalifornischen Missionar eröffnet.

"Wir werden mit einer Delegation von mehr als 50 Personen, unter ihnen auch einigen aus Petra, an der Heiligsprechung in den USA teilnehmen", sagte Bartólome Bestard, der Präsident des Vereins der Freunde Fray Junípero Serras. Bestard war nicht nur jahrzehntelang Konsular-Agent der Vereinigten Staaten auf Mallorca, sondern steht dem Verein seit sieben Jahren vor. Für den Diplomaten ist es eine "ganz außergewöhnliche Freude", dass mit der Heiligsprechung Junípero Serras die langjährigen Bemühungen auf diesem Weg endlich Früchte tragen.

"Ich war früher dienstlich sehr oft in den USA, und es hat mich als Mallorquiner immer geärgert, dass viele dort gar nicht wussten, wer Junípero Serra war." Aus diesem Grunde habe er stets die Werbetrommel für den Missionar aus Kalifornien gerührt, seit 45 Jahren ist Bestard für den Freundeskreis aktiv. "Früher, wenn die Mittelmeerflotte der USA in Palma anlegte und ich mit den Kommandanten sprach, organisierten wir für die Matrosen aus Kalifornien Touren nach Petra. Da kamen stets zwei bis drei Busse zusammen."

Die Soldaten zeigten sich nach Bestards Worten gerührt, den winzigen Geburtsort jenes Mannes zu sehen, der den Grundstein für ihre Heimatstädte gelegt hatte. Sie bedankten sich auf ihre Art: Sie sahen, wie baufällig das kleine Privatmuseum war, das im Jahre 1959 zu Ehren des Heiligen eröffnet worden war. So griffen sie sich Werkzeug von ihren Schiffen, besorgten Farbe und Baumaterialien, besserten Schäden aus. Auf diese Weise fanden, ganz im Handwerklichen, Mallorca und Kalifornien zueinander.

Jetzt weht erneut ein frischer Wind durch das Museum und das Privathaus gleich um die Ecke, in dem der künftige Heilige als kleiner Mallorquiner seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Seit vier Wochen kümmert sich der Kulturmanager Enrique Bolado um die Einrichtung. Von kommender Woche an soll es erstmals wieder feste Öffnungszeiten geben (bis dahin hatte eine Nachbarin den Schlüssel aufbewahrt und auf Nachfrage aufgeschlossen). Derzeit wird auch an einem Internetauftritt für das Museum gearbeitet. "Wir rechnen nach der Heiligsprechung mit vielen Besuchern, wollen das Angebot hier deutlich erweitern", sagt Bolado.

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Die Begeisterung über das bevorstehende Ereignis ist Catalina Font, der Vize-Präsidentin des Vereins, anzumerken. "Ich lebe für dieses Projekt", sagt die Lehrerin. Sie war 2013, zum 300. Geburtstag des Franziskanermönchs, an dessen Grab im kalifornischen Carmelo gewesen und hatte dort Blumen niedergelegt. Blumen aus dem Garten des Elternhauses von Junípero Serra in Petra, die Font eigens in die USA mitgenommen hatte.

Das Rahmenprogramm zur Heiligsprechung

Mittwoch, 23.September, Washington D.C., 16.15 Uhr Ortszeit:
Papst Franziskus I. wird im Rahmen einer Messe in der Unbefleckten Empfängnis Fray Junípero Serra heiligsprechen. Die Delegation aus Spanien umfasst 50 bis 60 Teilnehmer.

Mittwoch, 23.September, Petra, 21.30 Uhr:
Straßenumzug mit Dudelsackpfeifern und der Musikkapelle des Dorfes, Glockengeläute. Ab 22 Uhr wird in der Kirche die Heiligsprechung live auf einer Großleinwand übertragen. Anschließend Kerzenlichtermeer auf dem Junípero-Serra-Platz in Petra und um den beleuchteten Kirchturm.

Mittwoch, 30. September, Petra, 19.30 Uhr:
Prozession mit der Muttergottes-Statue aus Bonany und Eucharistie-Feier im Kloster.

Samstag, 3. Oktober, Petra, 10 Uhr:
12,4-Kilometer Petra- Bonany.

Junípero Serra Museum
MO bis FR 10 bis 16 Uhr. Telefon: 971-561028 oder 664366722.

(aus MM 38/2015)