Rüdeger Peter Oyntzen als Gefangener auf Mallorca. | Foto: UH

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"Der Koffer war millimetergenau gepackt, die Wäsche penibel gebügelt, und jede Hose mit einem fein säuberlich gefalteteten Tuch versehen", beschreibt ein Gefängniswärter auf Mallorca die Habseligkeiten des verurteilten deutschen Kindermörders Rüdeger Peter Oyntzen (57 †) bei seiner Festnahme im Jahr 1996.

So viel "deutsche Genauigkeit" empfanden die Justizbeamten als beängstigend, da der Arzt bei der Tötung seiner Kinder Katharina (8) und Matthias (6) in einem Hotelzimmer in Sa Coma ebenso planmäßig und organisiert zu Werke gegangen war wie beim Kofferpacken. Nachdem der damals 38-jährige Mediziner mit seiner Röntgenpraxis in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und das Sorgerecht abgesprochen bekommen hatte, mordete er bei einem Mallorca-Urlaub mit der Giftspritze.

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In einem posthumen Artikel der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora nach seinem Krebstod Ende 2015 wird Oyntzen von ehemaligen Mitgefangenen, Polizisten und Vollzugsbeamten nun als "authentischer Psychopath" geschildert, der nicht einmal seine schreckliche Tat bereute. "Freunde hatte er keiner, höchstens ein paar Bekannte unter den Ärzten der Krankenstation, wo er für die Röntgenaufnahmen zuständig war", heißt es in dem Bericht.

Einen Gutachter, der ihn als schwer gestört eingestuft hatte, soll er mit dem Tod bedroht haben. Schlecht zu sprechen war der Mörder angeblich auch auf den Gerichtsmediziner Javier Alarcón. Dieser hatte seinerzeit entdeckt, dass Oyntzen sich im Gegensatz zu seiner eigenen Aussage keineswegs auch selbst umbringen wollte, sondern sich nach der Giftspritze ein Gegenmittel verabreicht hatte.

In der über 15-jährigen Haftzeit auf Mallorca soll sich der Gefangene vor allem mit Büchern beschäftigt und schlechte Gemälde angefertigt haben. Ultima Hora dokumentiert ein Bild, das im Gefängnishof eine Rakete, eine Parabol-Antenne und tote Blätter zeigt. Der aus Baden stammende Oyntzen hatte vor einigen Jahren die Verbüßung der Reststrafe in einem deutschen Gefängnis beantragt und genoss vor seinem Krebstod Privilegien als Freigänger. Ende 2015 soll er laut Ultima Hora mit Polizei-Eskorte ein letztes Mal nach Mallorca gereist sein, um sich von ehemaligen Mitgefangenen zu verabschieden. (mic)