Das im März 2019 fertiggestellte Teilstück der Vía Conectora zwischen den Straßen nach Manacor und nach Son Ferriol. | Ultima Hora

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Während die einen über den täglichen Stau auf der Stadtautobahn jammern und ihre Hoffnung auf die Fertigstellung des zweiten Rings alias „Vía Conectora” gesetzt hatten, so wollen andere dem mutmaßlichen „Autowahn” Grenzen setzen. Ergebnis ist nun eine Zwischenlösung, die sich bei den Koalitionsverhandlungen zwischen den Parteien des wiedergewählten Linkspakts ergeben hat. Die dominierenden Sozialisten von der PSOE-PSIB hatten in der abgelaufenen Legislaturperiode unter anderem mit der Autobahn Llucmajor-Campos den Straßenbau vorangetrieben, müssen nun aber Kompromisse machen.

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Fakt ist, dass die grünen Regionalisten von Més der Wahl von PSOE-Bürgermeister José Hila am vergangenen Samstag nur unter der Bedingung zugestimmt haben, dass die Planungen für Palmas zweiten Ring kräftig abgespeckt werden. In der Koalitionsvereinbarung für das Rathaus, die auch die Linkspopulisten von Podemos unterzeichnet haben, steht schwarz auf weiß, dass der sogenannte Abschnitt 5 zwischen der bereits bestehenden Teiltrasse und Palmas Vorort Son Sardina in der aktuellen Amtszeit bis 2023 nicht einmal projektiert werden kann. Geschweige denn eine Weiterführung Richtung Valldemossa- und Sóller-Landstraße oder sogar bis zum Industriegebiet Can Valero. Was bisher schon Zukunftsmusik war, ist somit nun in noch weitere Ferne gerückt oder kann vielleicht niemals realisiert werden.

Auf eine Überprüfung der Variantenplanung hat man sich unterdessen in Bezug auf den Abschnitt 1 bei Coll d’en Rabassa geeinigt. Auf Höhe des Einkaufszentrums Fan Mallorca Shopping (Carrefour) gilt es, die Verbindung mit der Flughafenautobahn und den angrenzenden Vierteln herzustellen, um die „Vía Conectora” überhaupt einigermaßen funktionsfähig zu machen. Denn derzeit beschränkt sich der Zustand auf eine wenig befahrene vierspurige Trasse auf der grünen Wiese, die Palmas Stadtteil Son Ferriol schon mit der Inca-Autobahn verbindet. Wer vom Flughafen kommt, erreicht die neue Betonpiste nur über eine zweispurige Landstraße mit diversen Kreisverkehren, die bisweilen recht stauanfällig sein können und bisher eher wie eine Art Schleichweg für Eingeweihte funktionieren.

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Auch wer sich nicht so gut auskennt, kann mit der vorhandenen Beschilderung Richtung Inca oder zum Flughafen sich einigermaßen zurechtfinden und am Stadteingang somit die lange Schlange auf der Überleitung von der Flughafenautobahn zur alten Vía de Cintura Richtung Andratx sparen. Das kommt vor allem dann in Frage, wenn man in den Norden oder die Inselmitte will.

Streitpunkt bei Coll d’en Rabassa ist nun vor allem ein bis zu neun Meter hoher Damm, auf dem die neue Vía Conectora über einen Kilometer hinweg durch die Landschaft geführt werden könnte. Dagegen wehren sich die Umweltschützer und fordern stattdessen eine Tie-ferlegung, zumal auch eine mögliche künftige Straßenbahntrasse zwischen Palma, dem Flughafen und Arenal mit einkalkuliert werden muss, was bisher nicht der Fall ist.

Dass die Brutalo-Planungen an dieser Stelle tatsächlich reduziert werden, bezweifelt indes Sprecherin Margalida Ramis vom Umweltverband Gob. Es sei bisher nur von einer „Überprüfung” die Rede. „Die gleiche Formulierung wurde bereits für den fertigen Bauabschnitt und für die Campos-Autobahn gewählt. Am Ende wollte man uns noch nicht einmal zuhören”, so Ramis im MM-Gespräch. Sie will auch nicht ausschließen, dass möglicherweise am Ende doch Richtung Son Sardina weitergeplant wird, denn das letzte Wort in Verkehrsfragen habe schließlich der Inselrat und nicht das Rathaus. Auf die Koalitionsvereinbarung wolle sie sich erst dann verlassen, wenn das laufende Budget und die Straßenbauvereinbarungen mit der spanischen Zentralregierung neu festgelegt seien.

Beim Inselrat selbst wollte man sich auf Anfrage unter Verweis auf laufende Verhandlungen nicht zu dem Thema äußern. Heftig umstritten sind nach jüngsten Informationen auch neue Straßen bei Manacor und Sant Llorenç, Cala Blava, Son Bugadelles sowie Andratx (projektierte Ortsumgehung).

(aus MM 24/2019)