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Eigentlich geht es wie immer zu im Flugzeug, diesmal einem Airbus A-320 von Eurowings, Flug EW 1992, am noch immer recht verwaisten Airport in München. Die Gäste betreten langsam die Kabine, man nimmt Platz und freut sich auf Mallorca.

Doch jeder hat jetzt einen Nase-Mund-Schutz übergezogen, die von der Klimaanlage oft ausgetauschte und sehr trockene Luft soll Corona-Ansteckungen besonders effektiv verhindern. Das macht Sinn, denn der Jet ist gut gefüllt, Sicherheitsabstände wie woanders sind nicht überall garantiert. Bereits im Airport-Innern herrschte Maskenpflicht. Ins Flugzeug dürfen auch nur diejenigen hinein, die zuvor unter der Web-Adresse des spanischen Gesundheitsministeriums www.spth.gob.es Angaben über ihren Aufenthaltsort auf der Insel gemacht und sich einen QR-Code heruntergeladen und ausgedruckt hatten. Auch die Sitzplatznummer wurde verlangt und eine Handy-Verbindung. Wer das nicht gemacht hatte, bekam am Gate einen manuell auszufüllenden Fragebogen in die Hand gedrückt. Doch das ist nur noch ein paar Wochen lang möglich. Sollte eine Kontaktperson im Flugzeug Corona haben, muss man sich auf einen Anruf der örtlichen Behörden gefasst machen. Man wird dann zu einem Test gebeten.

Pünktlich startet der Jet, wer etwas trinken oder essen will, kann dies problemlos tun und darf die Maske abziehen. Nach dem schon x-mal durchexerzierten üblichen Flug über die deutschen, Schweizer und französischen Alpen, Saint-Tropez und das tiefblaue Mittelmeer geht es nach fast zwei Stunden auch schon wieder langsam nach unten.

Am Boden angekommen, klatschen die Passagiere lauter und anhaltender als sonst. Am „Finger” angedockt, werden sie über das Bordmikrofon ungewohnt eindringlich gebeten, nicht alle zusammen aufzustehen. Man bleibt also sitzen, bis man dran ist, hält sich an die mit leicht metallischer Frauenstimme formulierten Anweisungen. Reihe für Reihe leert sich der Jet.

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Und dann beginnt in dem weitläufigen Flughafengebäude ein Abenteuer, das mit den Vor-Corona-Gepflogenheiten hier nichts mehr zu tun hat. Da momentan nur der modernste Terminal C wegen der noch wenigen Flüge geöffnet hat, kanalisiert sich dort das Fluggastaufkommen. An weiterhin recht zahlreichen geschlossenen Geschäften und Restaurants wie McDonald’s vorbei geht es mit schnellen Schritten auf den wohlbekannten Laufbändern maskiert Richtung Ausgang.

Nach einiger Zeit winkt die erste ungewohnte Überraschung: Drei lächelnde Männer stehen nebeneinander und fragen die Passagiere, ob sie auch die Gesundheitspapiere ausgefüllt beziehungsweise den QR-Code heruntergeladen haben. Wenige Meter später folgt die gleiche Prozedur nochmal. Hintergrund ist, dass sich kurz nach dem Beginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen Anfang Juli hier bei wenigen Mitarbeitern Schlangen gebildet hatten.

Jetzt ist alles anders: Das anfangs nur spärlich vertretene Kontrollpersonal wurde gehörig aufgestockt. Kurz vor der Einbiegung zu den Gepäckbändern wurden mehrere Tische platziert, an ihnen sitzen in etwa zehn Gesundheitskontrolleure. Niemand schaut streng oder penetrant drein, alles geht sehr leger zu, keine Person im weißen Kittel ist auszumachen. Jedem Fluggast wird per Kamera und ohne dass er es merkt, die Temperatur gemessen, bei mehr als 37,5 Grad wird er in Augenschein genommen.

Niemand von Flug EW 1992 und aus anderen Jets fällt in dieser Hinsicht auf. An einigen Tischen werden die manuell ausgefüllten Fragebögen entgegengenommen, an anderen die QR-Codes. Dann geht es weiter zu den Gepäckbändern. Heute Nachmittag am Sonntag, 12. Juli, sind einige Jets aus der EU eingetroffen – aus Warschau, Antwerpen und deutschen Städten. Es geht aber nicht so wuselig zu wie an Sommertagen vergangener Jahre. Im Augenblick ist es nur noch möglich, durch eine einzige Tür den Terminal zu verlassen, Abholer müssen draußen warten.

Das neue Corona-Flugerlebnis war zwar andersartig, ging aber fast genauso schnell wie früher über die Bühne.