Maren und Hans-Peter Oehm sorgen dafür, dass die Umgebung der Traumbucht ansprechend aussieht und wünschen sich, dass die Menschen die Natur mehr respektieren.

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Es ist ein Ort, den man erst sieht, wenn man fast auf ihn fällt. Die Caló des Moro, jene seit vielen Jahren durch Werbung immer mehr Menschen bekannt gewordene rechteckige Bilderbuchbucht, sticht einem mit ihrem besonders intensiven türkisblauen Meer dann in die Augen, wenn man an einem nicht unbedingt anheimelnden bräunlichen Abhang steht. Der bildet einen irritierenden Kontrast zum Karibikflair, das an die in deutschen Landen so bekannte Bacardi-Rum-Reklame erinnert. Es ist Dienstag, 21. Juli, es ist über 30 Grad heiß. Überall liegen, baden und stehen meist jüngere Besucher. Und fast jeder fotografiert sich selbst mit dem Handy, und das manchmal mehrfach.

Der Menschenauflauf ist auch im Corona-Sommer groß.

Im Corona-Sommer geht es hier fast genauso wuselig zu wie in den vergangenen Jahren. Dass auf diesem stark besuchten Paradies-Areal auch an einigen Stellen neben den Wegen Müll und Exkremente liegen, verwundert nicht.

Dass es hier dennoch inzwischen sehr proper aussieht, liegt an der Arbeit des deutschen Besitzers dieses etwa 40.000 Quadratmeter großen Terrains, auf dem früher allen Ernstes ein Luxushotel mit Minigolfplatz entstehen sollte. Hans-Peter Oehm, der mit seiner Frau Maren in Santanyí ein Architekturbüro betreibt, und sein Gärtner Andreu Cladera Bonet sorgen mit Säuberungsaktionen dafür, dass das Ganze hier nicht völlig verdreckt daherkommt. Und nicht nur das: Ein Großteil des einst kahlen Areals wurde mit Tausenden Pflanzen renaturiert, so dass es hier jenseits der Wege anders als noch vor Jahren selbst in diesem trockenen Sommer recht grün aussieht. Ob Palmitos oder die Gartenmelde – all diese Gewächse und noch andere wurden in die fast betonharte Erde eingesetzt.

„Das ist unser Beitrag zum Schutz der Umwelt”, sagt Hans-Peter Oehm. Er steht an einer Hinweistafel, wegen deren Platzierung ihm die Küstenschutzbehörde ein Bußgeld von 1800 Euro aufgebrummt hat. An einem der Wege zum Strand – ein neuer wurde von den Oehms erst kürzlich angelegt – defilieren derweil auffallend junge und wohlproportionierte Menschen entlang, augenscheinlich Mitglieder der bekanntlich sehr selbstbezogenen „Generation Instagram”.

Das Gelände neben den Zugangswegen wurde renaturiert und Hinweisschilder angebracht.
Das Gelände neben den Zugangswegen wurde renaturiert und Hinweisschilder angebracht.

Vor etwa zehn Jahren wurde es hier immer voller”, weiß Hans-Peter Oehm. Und das, obwohl die wegen einer Süßwasserquelle nie grün werdende Traumbucht bereits viele Jahre davor durch Werbung etwa des Star-Moderators Günther Jauch für die Süddeutsche Klassenlotterie bekannt geworden war. Oehm ist davon überzeugt, dass die um 2010 aufkommenden sozialen Netzwerke zu dieser für die Natur nicht bekömmlichen Entwicklung beigetragen haben.

Seitdem gibt es auch immer weniger Sand auf dem Strand, der heute quasi fast nur noch aus nackten Felsen besteht. „Jeder Besucher nimmt an den Schuhen Sand mit raus”, so Oehm. „Hinzu kommt ein höherer Meeresspiegel.” Vor etwa 20 Jahren habe es hier noch 20 Meter Sand gegeben.

Um dieses teils private, aber nicht für die Öffentlichkeit geschlossene Naturparadies nachhaltig schützen zu können, gründeten die Oehms die Stiftung „Fundació Amics d’Es Caló des Moro – S’Almonia”. Denn die ganze Arbeit – auch die des Nachtwächters Jaime – muss finanziert werden. „Wir brauchen dringend mehr Mitglieder”, sagt Hans-Peter Oehm, während er auf den auch zu seinem Grundstück gehörenden steilen Berg Es Castellet de Ponent zeigt.

Dass die Oehms ihr weitläufiges Terrain mit Begrenzungsseilen, Hinweisschildern und einer Mauer oberhalb von Klippen vor Unbefugten gesichert haben, ist nachvollziehbar. Würde jemand auf seinem Grund einen Berg hinunterstürzen und sich verletzen, könne man ihn belangen, so Hans-Peter Oehm.

Und während er das sagt, paradieren unterhalb und neben seinem Haus derweil weiter in Scharen die teils ausnehmend hippen Caló-des-Moro-Fans vorbei.

(aus MM 29/2020)