Einsatzkräfte der Guardia Civil während der Durchsuchungen am 8. September. | Ultima Hora

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Polizisten riegeln das Mallorca Business Center am Carrer Simó Ballester in Palmas Zentrum ab, einer von ihnen trägt ein Maschinengewehr. Andere Beamte bringen Kisten mit Aktenordnern und Datenträgern weg, eine Polizistin hat eine Kamera umgehangen. Auf einer Weste steht auf Deutsch: „Polizei.” Kräfte aus der Bundesrepublik sind angereist, um die Großrazzia zu unterstützen.

Mallorca: Auf der Insel sollen zwölf Mitarbeiter aktiv gewesen sein

Der Schlag am 8. September richtete sich gegen ein Betrügernetzwerk, das in mehreren Ländern falsche Aktien, Anleihen und Finanzanlageprodukte auf gefälschten Websites angeboten haben soll. Es geht um 55 Millionen Euro, die die Verdächtigen erbeutet haben sollen.

700 Geschädigte, genauso viele Anzeigen, mehr als 50 Beschuldigte aus verschiedenen Ländern sind das vorläufige Ergebnis der Durchsuchungen, teilte die Staatsanwaltschaft Dresden mit, die die Ermittlungen leitet und in deren Zuständigkeitsbereich mindestens 20 Geschädigte fallen. Weitere dürften hinzukommen, heißt es. Auf Mallorca sollen zwölf Mitarbeiter des Netzwerks aktiv gewesen sein.

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Palma war nicht der einzige Ort, an dem Razzien stattfanden. Auch in Calvià im Südwesten der Insel sowie in den Niederlanden, Schweden und Dänemark durchsuchten Behörden Büros und Wohnungen.

Die Koordination der Ermittlungen unterhält die Agentur der Europäischen Union für Zusammenarbeit in Strafsachen, Eurojust. Seit drei Jahren seien Ermittler mit diesem Fall beschäftigt. Nun stehen Befragungen der 50 Beschuldigten an, teilte Eurojust mit. In Untersuchungshaft befinde sich derzeit niemand. Weitergehende Angaben seien aus ermittlungstaktischen Gründen nicht möglich.

Spanischen Medien zufolge haben die mutmaßlichen Betrüger einen deutschen Auswanderer auf Mallorca als Strohmann benutzt. Unter seiner Identität sollen die Beschuldigten mehrere Schein-Firmen geführt, Dokumente unterschrieben sowie zahlreiche Unternehmen in Irland gegründet haben.

Der Strohmann erhielt den Angaben nach dafür 1000 Euro monatlich. Er gilt als Alkoholiker und besitzt ein Haus auf Mallorca. Seit sieben Jahren soll der Resident die Insel nicht mehr verlassen haben, sein Reisepass war bereits abgelaufen. Deutsche Behörden sollen bereits versucht haben, den Mann in die Bundesrepublik ausliefern zu lassen. Beamte von Europol hatten ihn offenbar schon zu diesem Zwecke in seinem Haus aufgesucht.