Am Mittwoch gab es in Palma und der Gemeinde Calvía mehrere Razzien. | Alejandro Sepulveda

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Ein Betrüger-Netzwerk, das in mehreren Ländern mutmaßlich falsche Aktien, Anleihen und Finanzanlageprodukte auf gefälschten Websites angeboten haben soll, hat nach ersten Ermittlungen einen Deutschen auf Mallorca als Strohmann benutzt. Der Mann soll für die Beschuldigten mehrere Schein-Firmen geführt und Dokumente unterschrieben haben.

Bereits am Mittwoch hatten 50 Polizisten von Mallorca und aus Deutschland Wohnungen und Büros in Calvià und Palma durchsucht. Eingeleitet wurde die Razzia von der Staatsanwaltschaft Dresden. Es ging darum, Beweise sicherzustellen. Dazu beschlagnahmten die Polizisten Handys, Computer und andere Datenträger. Es geht um 55 Millionen Euro, die die Verdächtigen erbeutet haben sollen. Auf Mallorca richten sich die Untersuchungen gegen zwölf Mitarbeiter des Netzwerks.

In Bezug auf den Deutschen stellte die Ermittler fest, dass die Betrüger seinen Namen für ihre Machenschaften nutzten. Sie eröffneten und schlossen etwa zahlreiche Unternehmen in Irland mit seiner Identität. Davon soll der Mann, der als Alkoholiker gilt und ein Haus auf Mallorca besitzt, nichts gewusst haben. Sein Reisepass war abgelaufen, seit drei Jahren soll er keine E-Mails geschrieben und seit sieben Jahren die Insel nicht mehr verlassen haben. 2020 sollen deutschen Behörden versucht haben, den Mann von Spanien ausliefern zu lassen. Beamte von Europol hatten ihn offenbar in seinem Haus aufgesucht.

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Auch zwei Engländer auf Mallorca, die in Portals leben, stehen im Verdacht, an dem Betrug beteiligt zu sein. Sie sollen zehn Prozent Rendite auf Kapitalanlagen angeboten haben, die nie existierten. Andere Investment-Angebote waren überteuert, sodass die Männer das Geld waschen konnten. Es wurde auf Konten in die Türkei transferiert.

Die Koordination der Ermittlungen unterhält die Agentur der Europäischen Union für Zusammenarbeit in Strafsachen namens Eurojust. Razzien fanden am Mittwoch auch in den Niederlanden, Schweden und Dänemark statt. Die Zahl der Opfer des Betrugs bezifferte die Behörde nicht. Seit drei Jahren seien Ermittler mit diesem Fall beschäftigt. Nun stünden Befragungen der Beschuldigten an, teilte Eurojust mit.

(aktualisiert am Montag, 13. September, 11:53 Uhr)