Der 22. September ist der „Tag ohne Auto” in vielen Städten Europas. In Palma dürfen nur Anwohner im Stadtzentrum parken. Dann könnten Automaten wieder derart beklebt sein. Diese Aktion soll Menschen animieren, Bus, Bahn oder Fahrrad zu benutzen. (Archivfoto) | Patricia Lozano

TW
2

Geht es nach Francesc Dalmau, Verkehrsdezernent der Stadt Palma, soll sich das Parkverbot, das am Mittwoch in der Inselhauptstadt gilt, dauerhaft etablieren. Nur Anwohner dürfen an diesem Tag im Innenstadtkern – also in der Zone, die von den Avenidas umschlossen wird – ihr Auto abstellen. Dabei ist es egal, welche Farbe die Bodenmarkierung hat. Wer das Verbot missachtet, riskiert einen Strafzettel.

„Palma camina”, Palma geht zu Fuß, heißt Dalmaus Plan. Der Mittwoch, 22. September, bildet den Abschluss der europäischen Woche der Mobilität, die die Europäische Union organisiert. Sie begann bereits am Donnerstag, 16. September, und findet auch auf anderen Kontinenten statt: in Amerika und Asien. Vergangenes Jahr machten 2945 Städte in 53 Ländern mit. Der Rekord liegt bei 3135 im Jahr 2019. Seit 2016 lag die Zahl der teilnehmenden Staaten immer über 2400. Auffällig ist, dass im vergangenen Jahr gut 1600 Städte, also mehr als die Hälfte, entweder türkische, niederländische und spanische Kommunen waren. Ein deutliches Ungleichgewicht.

In Deutschland beteiligten sich im vergangenen Jahr 97 Städte. Das ist eine niedrige Zahl dafür, dass die Bereitschaft, die Mobilitätswende voranzutreiben, in der Bundesrepublik als hoch gilt. Nur in Polen gab es neben den drei genannten Ländern mehr als 100 Städte, die mitgemacht haben.

Dieses Jahr kann Spanien seine hohe Zahl des vergangenen Jahres von mehr als 500 offenbar nicht halten. Es haben sich nur 391 Städte angemeldet: von A Coruña im Nordwesten über Murcia im Süden bis Zuera im Nordwesten des Landes. Palma macht seit 2015 mit, am ersten Tag ohne Auto verringerte sich damals der Verkehr bis 13 Uhr um zehn Prozent. Und die Stadt wird von der Europäischen Union zu den Kommunen gezählt, die sich permanent dafür einsetzen, Autoverkehr zu reduzieren.

Ähnliche Nachrichten

Am 22. September bietet die Stadt kostenlosen Busverkehr an. Diejenigen, die ihr Auto in den Parkhäusern an der Carretera Manacor und am Carrer Sa Riera abstellen, können das EMT-Netz sowie den Zug den ganzen Tag gratis nutzen. Außerdem ist die City-Buslinie 2, die im Stadtkern pendelt, während der gesamten Woche der Mobilität kostenlos. Ganz autofrei, wie die Ausschreibung suggeriert, wird das Zentrum aber nicht sein. Anliegerverkehr ist erlaubt.

Francesc Dalmaus Plan, von kommendem Jahr an permanent eine autofreie City zu haben, ist umstritten. Händler sorgen sich, dass sie Kunden verlieren, weil die nicht mehr nah genug an Geschäften parken können. Besonders ältere Menschen seien auf das Auto angewiesen und wollten etwa einen neuen Staubsauger schnell in ihren Wagen laden können.

Mit Corona ist generell eine Debatte angebrochen, wie der Platz in Innenstädten neu verteilt werden kann. In Deutschland und auf Mallorca dürfen seit Pandemiebeginn Wirte ihre Außenbereiche auf angrenzende Parkplätze vor ihrem Lokal ausweiten. Sie konnten damit zum Teil oder ganz kompensieren, dass ihre Innenräume nur zu 50 Prozent belegt werden dürfen.

Das Stadtbild veränderte sich. Wo sonst zwei SUVs parkten, sitzen nun gut gelaunte Gäste und trinken Aperol-Spritz in der Abendsonne. Besonders das Ausgehviertel Santa Catalina in Palma hat ein neues Gesicht bekommen: Auto, Terrasse, Auto, Terrasse.

Doch die Stadt Palma verlängert diese Sondergenehmigung über September hinaus nicht, wie sie unlängst ankündigte. Grund sei, dass Anwohner mehr Parkraum benötigten. Da das neue Schuljahr begonnen hat, müssten mehr Menschen ihr Auto abstellen, heißt es aus dem Rathaus. Es gebe auch viele Beschwerden von Beschäftigten in der Gastronomie selbst. Der zuständige Dezernent, Alberto Jarabo, sagte, die Mitarbeiter kämen nach ihren Schichten erst gegen Mitternacht nach Hause und fänden keinen Parkplatz mehr.