Der fast zwei Meter große Hanebuth, der ehemaliger Boxer ist, beteuerte vor den zahlreichen Journalisten: "Ich bin froh, dass es endlich losgeht." Er erschien am ersten Tag pünktlich im schwarzen Wintermantel und mit blau verspiegelter Sonnenbrille. Während der langen Wartezeit plauderte er locker mit einigen Personen im Zuschauerraum, es wurde sogar laut gelacht. Es ist vorgesehen, dass Hanebuth an einem der ersten Verhandlungstage aussagt, wie seine spanische Anwältin Ana Madera sagte. Wann genau, stehe aber noch nicht fest. Die Anklage habe versucht, Deals auszuhandeln. Ihr Mandant strebe aber keinen solchen an, denn er halte sich für unschuldig.
Hanebuth war vor seinem Umzug nach Mallorca jahrelang Präsident der Hells Angels Hannover. Im Sommer 2013 war er zusammen mit weiteren mutmaßlichen Banden-Mitgliedern bei einer spektakulären Razzia auf der Insel festgenommen worden. Nach zwei Jahren hinter Gittern wurde er im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Cádiz entlassen. Erst 2017 durfte er Spanien verlassen und kehrte nach Deutschland zurück.
An den nun insgesamt zehn Verhandlungstagen bis zum 10. Februar nehmen neben Hanebuth weitere 46 mutmaßliche Ex-Mitglieder und Helfer des Rockerclubs auf der Anklagebank Platz – darunter viele Deutsche, aber auch Spanier, Türken und Luxemburger. Die von der Anklage geforderten Freiheitsstrafen summieren sich auf knapp 300 Jahre. Wie der Korrespondent der spanischen MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aus dem Madrider Gerichtsgebäude berichtet, verhandelten die Anwälte der 49 Angeklagten mit den beiden Staatsanwälten über erhebliche Strafminderungen für ihre Mandanten.
Hintergrund: Der Staatsanwaltschaft zufolge eröffnete Frank Hanebuth zusammen mit den beiden Brüdern Y. und anderen Angeklagten seinerzeit ein sogenanntes "Chapter" der Motorrad-Gruppe auf Mallorca. Die beiden Brüder sollen in mehrere Geschäfte der Rockergruppe auf Mallorca verwickelt gewesen sein. Unter anderem sollen sie mehrere Bordelle an der Playa de Palma aufrechterhalten haben, wobei das Geld aus diesen Quellen in das Motorrad-Netzwerk geflossen sein soll. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, die Frauen dabei regelrecht "kontrolliert" zu haben. Die beiden Brüder sollen für die Verwaltung der Unterkünfte der Prostituierten zuständig gewesen sein und sogar ihre Schönheitsoperationen bezahlt haben. Drei Frauen gaben an, dass sie über das Internet von Italien nach Palma gelockt wurden, wo ihnen fälschlicherweise Stellen als Hostessen angeboten worden seien.
Auch zwei Beamte der spanischen "Guardia Civil" sind der Mithilfe der vermeintlich kriminellen Organisation angeklagt. Einem Polizisten wird vorgeworfen, Informationen aus Polizeidatenbanken geliefert zu haben. Ein anderer Polizist aus Palma soll Anzeigen gegen einen der Bandenführer beseitigt haben. In diesem Sinne soll der Fall Hells Angels der Ausgangspunkt für den "Fall Cursach" gewesen sein. Denn erst seitdem sei damit begonnen worden, gegen Polizeibeamte auf Mallorca wegen ihrer mutmaßlich illegalen Aktivitäten im Zusammenhang mit Strafprozessen zu ermitteln.
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