Michael Müller mit seinem "Polizeiauto" auf Mallorca. | P. Lozano

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Mallorca ist bekannt für Skurriles, Ausgefallenes und Bizarres – und „Horst” mit seinen 125 PS unter der Haube, fünf Zylindern und dem Blaulicht auf dem Dach ist dafür ein Paradebeispiel. Denn bei „Horst”, Baujahr 2003, handelt es sich um einen blau-grauen VW-Transporter mit neongelben Streifen, sprich einem früheren Polizeiwagen. Die meiste Zeit seiner 20 Lebensjahre wurde das Auto vor der Kamera eingesetzt. Vor wenigen Wochen spielte „Horst” in seinen letzten Serien mit, und hat nach seinem Ausscheiden aus dem TV-Betrieb mit Mallorca einen neuen Standort gefunden. Sein neuer stolzer Besitzer, Michael Müller, der das Auto erworben hat, erklärt den ungewöhnlichen Namen für das Fahrzeug: „Meine Partnerin Ina und ich sind Fans von Horst Tappert aus der Serie Derrick, der den berühmten Satz sagte: Harry, fahr schon mal den Wagen vor.”

In der Vergangenheit wurde das Fahrzeug in Film und Fernsehen vorwiegend in den Produktionen „Auf Streife”, „Klinik am Südring” und „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei” eingesetzt. Letztere ist auch im spanischen TV ein großer Erfolg, was dazu führte, dass „Horst” auf seiner Reise von Deutschland in seine neue Heimat so einiges an Aufsehen erregte. Michael Müller sagte: „An einer kleinen Tankstelle in Katalonien erkannte es ein Tankwart, der Serien-Fan ist, und war völlig aus dem Häuschen.”

Auch Beamte der mallorquinischen Guardia Civil identifizierten das Fahrzeug aus der Fernsehserie. Und so mancher deutsche Urlauber würde beim Vorbeifahren des früheren Filmautos „Bullenschwein” rufen. „Doch das trauen sie sich nur hier, und haben dabei ein breites Grinsen im Gesicht. Von daher weiß ich, dass sie es nicht ernst meinen.”

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Nur einen einzigen ärgerlichen Vorfall hat es Michael Müller zufolge bislang gegeben. „Ein junger Polizist in Peguera stellte Mitte Januar eine Strafanzeige. Er ging davon aus, dass es sich um ein echtes deutsches Polizeiauto handelte.” Auch nach mehreren Versuchen, dem besagten Polizisten zu erklären, dass es sich um ein früheres Film-Auto ohne Martinshorn handele, sei der Ordnungshüter stur geblieben. Müller habe unter Vorbehalt einen Teil der Strafe bezahlt, jedoch Widerspruch beim zuständigen Rathaus eingelegt.

Die Idee, ein früheres Polizeiauto zu fahren, ist ein Kindheitstraum des mittlerweile 53-Jährigen. Seit zehn Jahren lebt der Wassertechniker auf der Insel – erst an der Costa de la Calma und jetzt in Andratx, wo er auch eine eigene Firma hat.

„Horst” lernte der gebürtige Bremer über Umwege kennen. In der Vergangenheit wollte sich Müller ein zweites berufliches Standbein aufbauen und absolvierte eine Ausbildung als Mediengestalter in Bild und Ton in Deutschland. Auf diese Weise kam er mit dem Film in Berührung und war unter anderem bei Produktionen für „Tatort” und „Stern TV” beteiligt. Hier vertieften sich seine Kontakte, und ein YouTuber, der Autos für Dreharbeiten umrüstete, machte ihm das Angebot, einen Film-Dienstwagen zu kaufen. Für 15.000 Euro erstand Müller den Kult-Streifenwagen. Für den Einsatz im Straßenverkehr griff er zudem selbst zu Schraubenzieher und Bohrmaschine, etwa um Sitze und ein Radio einzubauen und das Blaulicht abzudecken beziehungsweise vorübergehend abzumontieren.

Demnächst muss „Horst”, der derzeit Müller als Firmenfahrzeug dient, durch den spanischen TÜV. Danach möchte Müller das Blaulicht wieder anmontieren. „Es gibt in Spanien kein Gesetz, welches untersagt, eine Filmkulisse zu fahren – und ob ich oben ein Blaulicht oder eine Banane montiert habe, dürfte kein Unterschied sein.”