Ein Biophoto-Reaktor in Belgrad mit dem Namen "liquid trees".

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Mikroalgen zählen zu den ältesten Organismen auf der Erde. Erst durch ihre Fähigkeit, mittels Fotosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff zu verwandeln, wurde das Leben auf dem Planeten möglich. „Jetzt könnten sie für das Überleben der Menschheit eine entscheidende Rolle spielen”, sagt Darius Wozniak. Der zusammen mit seiner Frau Christa Wild auf der Insel lebende Unternehmer will Mikroalgen züchten, aus denen mittels Fotosynthese unter anderem Sauerstoff erzeugt werden kann. Vorbild für den gebürtigen Polen, der seit vielen Jahren von Palma aus ein weltumspannendes Yachtcharter- und Beratungsunternehmen führt, ist das vor wenigen Jahren ins Leben gerufene „Liquid3”-Projekt der Universität von Belgrad.

Die serbische Hauptstadt zählt nach dem Weltluftqualitätsbericht der Vereinten Nationen zu den am stärksten verschmutzten Metropolen Europas. Zur Bekämpfung von Treibhausgasemissionen sowie zur Verbesserung der Luftqualität entwickelte die Uni unter Leitung von Professor Ivan Spasojevic einen sogenannten Photo-Bioreaktor. In dem etwa zweineinhalb Meter hohen und ebenso breiten, durchsichtigen Glasbehältnis blubbern 600 Liter einer phosphorgrünen, hochprozentigen Wasser-Algenlösung. Sie ist in der Lage, durch Fotosynthese reinen Sauerstoff zu produzieren und dabei gleichzeitig Kohlendioxid aus der Luft zu binden.

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„Ein Photo-Bioreaktor ersetzt in etwa die Sauerstoff-Erzeugerkapazität von zwei zehnjährigen Bäumen oder einem 200 Quadratmeter großen Rasen”, so Spasojevic. Der Vorteil von Mikroalgen sei, dass sie 10 bis 50 Mal effizienter sind als Bäume. „Unser Ziel ist es nicht, ganze Wälder zu ersetzen, sondern dieses System zu nutzen, um urbane Plätze zu begrünen, in denen kein Platz für die Anpflanzung von Bäumen ist”, erklärt der Professor. „Sein” erster Photo-Bioreaktor mit Mikroalgen wurde vor zwei Jahren im Zentrum von Belgrad aufgestellt. Die Kosten in Höhe von rund 25.000 Euro wurden mit Fördermitteln der Stadt bezahlt. In den kommenden zwei Jahren sollen dort weitere 25 Reaktoren installiert werden.

Darius Wozniak in Palma will jetzt in Kooperation mit der Belgrader Uni die Entwicklung und Vermarktung der Reaktoren nach Mallorca verlegen. „Selbst verkaufen wollen und können wir die Reaktoren nicht. Das müssen später Unternehmen machen, die in diesem Markt zu Hause sind”, erklärt Wozniak. Eine eigens von ihm dafür gegründete Firma will sich vor allem auf den Verkauf von CO2-Zertifikaten für die Reaktoren beschränken, und Kunden und Investoren in beratender Funktion zur Seite stehen. „Je nach Standort, Temperatur und UV-Einstrahlung müssen unterschiedliche Algensorten gezüchtet werden. Diese Forschungsarbeit übernimmt für uns die Uni in Belgrad”, erklärt Wozniak. Sein Plan mit dem Liquid3-Projekt beschränke sich auch nicht allein auf die Gewinnung von Sauerstoff bei gleichzeitiger Reduzierung des CO2-Gehaltes in der Luft.

„Wir wollen die Algenreste nach ihrem Abernten aus den Reaktoren weiter verwenden”, so Wozniak. Erfahrung in Sachen Recycling hat er einige. Vor seiner Zeit auf Mallorca baute und betrieb der Pole die erste Anlage zur nachhaltigen Entsorgung von Kühlschränken in Europa. Später entsorgte er im Auftrag von Kommunen Sonderabfälle jeglicher Art. „Aus den Algenresten können wir, wenngleich auch vorerst nur im Labormaßstab, sowohl Biomasse als auch synthetischen Treibstoff herstellen. Zudem können Mikroalgen zur Herstellung von Karbon-Bauteilen in der Industrie verwendet werden.” Sowohl über die dafür nötige Technik als auch Spezialisten verfüge sein Unternehmen bereits.