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Wer Palma besucht und die Kathedrale besichtigt, kommt um den Parc de la Mar nicht herum – auch, wenn man aufgrund seines Zustandes in den vergangenen Jahren lieber einen großen Bogen gemacht hat. Die Steinplatten waren übersät mit Stolperfallen, die Treppen und Brückengeländer so sehr verfallen, dass ihr Stahlskelett bereits zu sehen war und man sich fragte, ob sie einen überhaupt noch tragen können. Repräsentativ war an dieser Stelle lediglich die Aussicht auf die Kathedrale, die imposant über dem verkommenen Vorplatz thront. Damit ist jetzt Schluss!

Der Parc de la Mar wird endlich aufgehübscht: Die Bauarbeiten begannen bereits im Sommer 2022. Anfang März wurde die erste Bauphase nun abgeschlossen und die neu gepflasterte Promenadefläche der Öffentlichkeit präsentiert. Ein „Traum” in Grau und Braun. Sieben Monate dauerten die Renovierungsarbeiten der zirka 5000 Quadratmeter großen Fläche – die fortan auch barrierefrei zugänglich ist – und kosteten rund eine Million Euro. Die Reaktion der Bevölkerung war angesichts des minimalistischen Designs eher verhalten: „Ich kann da keinen großen Unterschied zur ehemaligen Gestaltung erkennen: Steine und Beton waren doch schon vorher vorhanden! Wo ist der Fortschritt? Ein paar neue LEDs? Außerdem haben die Experten anscheinend die Bäume vergessen ...”, lautet ein Kommentar über das sanierte Ergebnis in den sozialen Netzwerken.

Bereits 2020 hatte die Stadt Palma angekündigt, dem Park unterhalb der Kathedrale neues Leben einhauchen zu wollen. Dabei wurde entschieden, dass die ursprünglichen Bodenplatten aus Marès-Sandstein durch widerstandsfähigere Betonplatten ersetzt werden sollen. Um sich der Umgebung besser anzupassen, entschied man sich für die innovative Idee, den Beton einzufärben, sodass sich die neue Pflasterung farblich der bräunlichen, alten Stadtmauer anpasst. „Die Materialien, die benutzt werden, sollen mit den historisch wichtigen Bauten besser harmonieren”, erklärte Stadtentwicklungsdezernentin Angèlica Pastor während der Ankündigung damals. Nachhaltig und innovativ solle der Park künftig sein!

So wurde auch die Beleuchtung des Piers von Grund auf erneuert und entspricht, dank der Solarenergie- und LED-Technik, nun den modernsten Standards: Die abnehmbaren Laternenpfähle sowie die Leuchtstreifen am von Joan Miró entworfenen und 1983 von Keramiker Lluís Castaldo angefertigten Wandmosaik lassen den Parc de la Mar im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Licht erstrahlen.

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Stichwort Joan Miró: Dem bekannten katalanischen Künstler ist es übrigens zu verdanken, dass die rund 91.000 Quadratmeter große Freifläche, die sich heute ganz selbstverständlich zwischen dem Almudaina-Palast und dem Meer ausbreitet, ein ansehnliches Salzwasserbecken beherbergt. Entstanden ist der Park im Laufe der 1970er Jahre, als im Zuge der Bauarbeiten für die Flughafen-Autobahn bis ins Stadtzentrum eine große Menge Sand aufgeschüttet wurde und sich daraufhin die Meereslinie immer weiter von der Stadtmauer entfernte. Während der Planung für die dabei entstandene leere Sandfläche merkte Miró an, „dass der Kathedrale auch weiterhin die Ehre gebühren sollte, sich im Meerwasser spiegeln zu können.” Daraufhin wurde der rund 25.000 Quadratmeter große, künstliche Meerwassersee zu ihren Füßen angelegt.

So viel Fürsorge möchte Bürgermeister José Hila der Stadt Palma auch heute noch zukommen lassen. Bei der Eröffnung des ersten Sanierungsabschnitts im März dieses Jahres sagte er: „Es ist 35 Jahre her, dass eine größere Investition in den Parc de la Mar getätigt wurde, und es war notwendig. Wir sind stolz auf unsere Stadt und wir wollen uns um sie kümmern und sie auch weiterhin anhand dieser Bauvorhaben verbessern.” In den weiteren Sanierungsphasen soll nun die Vegetation im gesamten Park auf kranke Bäume untersucht und schließlich durch neue ersetzt werden.

Die Promenade vor dem Wasserbecken ist jedoch nur ein Areal, das der Parc de la Mar zu bieten hat. Neben einer Freiluftbühne und dem Nautik-Museum in Ses Voltes, also im Festungsbereich der Stadtmauer unterhalb der Kathedrale, beherbergt dieser touristische Knotenpunkt auch eine gebührenpflichtige Tiefgarage, öffentliche Toiletten, einen Touristeninformationsstand – der fast jeder Stadtführung als Ausgangspunkt dient – sowie einen Kinderspielplatz mit vorgelagerter Grünfläche.

Die Frage, warum der von Touristen und auch Einheimischen beliebte und zudem stark frequentierte Park jahrelang einfach seinem Verfall überlassen wurde und erst jetzt die Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung erfährt, wird wohl unbeantwortet bleiben. Dass sich etwas tut – wenn auch nicht in Form starker Veränderungen – ist immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. Das bisherige Ergebnis der Aufhübschung erinnert jedenfalls sehr stark an den Leitspruch von Architekt Ludwig Mies van der Rohe: „Weniger ist mehr.”