Einbruchsopfer Laura bei der Guardia Civil. Aus Angst vor Repressalien will sie unerkannt bleiben. | Alejandro Sepúlveda

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Ungünstiger hätte der Moment kaum sein können. Auf dem Weg in den OP-Saal ging bei Laura (Name von der Redaktion geändert) eine Nachricht mit einem angehängten Video ein. Darauf war ihr Haus in Santa Ponça zu sehen, allerdings nicht, wie Laura es wenige Stunden zuvor verlassen hatte. "Alles stand auf dem Kopf", erinnert sie sich, dazu die Frage ihrer Freundin, die eigentlich nur vorbeigekommen war, um nach ihrer Hündin zu sehen. "Was hast du mit deinem Haus angestellt?"

Noch bevor Laura wie geplant am Arm operiert wurde, sei ihr sofort bewusst geworden, dass sie Opfer eines Einbruchs geworden sei, sagte sie jetzt mit zeitlichem Abstand gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Noch am selben Tag kehrte sie ihr Haus in Santa Ponça zurück. Nach einer kurzen Momentaufnahme stand fest: "Die Einbrecher haben Wertsachen im Wert von etwa 200.000 Euro mitgenommen, darunter Schmuck und Bargeld."

Die Ermittler der Guardia Civil waren schnell am Tatort, machten Fotos, nahmen ein Protokoll auf und machten Laura wenig Hoffnung, ihren Schmuck jemals wiederzusehen. Nebenbei erzählten sie ihr, auf wessen Konto der Einbruch vermutlich ging: Auf eine Einbrecherbande chilenischer Staatsbürger, die Fahnder nennen sie schlicht "lanzas chilenos". Der Begriff geht auf südamerikanische Migranten zurück, die Chile zeitweilig den Rücken kehren, um in Europa im großen Stil auf Diebestour zu gehen.

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Der Guardia Civil zufolge lassen sich die meisten dieser "lanzas chilenos" im Großstadtgewühl Barcelonas nieder. Von dort aus starten sie zu Raubzügen auf Mallorca, anschließend tauchen sie wieder in der katalanischen Metropole unter. Und nach Ende der Sommersaison geht es zurück nach Chile, "zum Ausspannen", wie es die Polizei nennt. Nach dem Winter beginnt das Katz-und-Maus-Spiel mit den spanischen Sicherheitskräften von vorne.

Laura hatte Glück, großes Glück sogar. Drei Wochen nach dem Einbruch in ihrem Haus treffen Textnachrichten von Freunden ein, jeweils mit Links zu Zeitungsmeldungen. In diesen ist von der Zerschlagung einer gut organisierten Einbrecherbande, die im Raum Santa Ponça und Bendinat ihr Unwesen trieb, die Rede. Auf den ersten Fotos, die die Polizei von der sichergestellten Diebesbeute veröffentlichte, ist von ihrem Schmuck noch nichts zu sehen. Wenig später trifft noch eine weitere Meldung ein, mit neuen Fotos. "Und da sah ich dann meinen Ring!"

Das Erbstück ihres Vaters, besetzt mit funkelnden Diamanten, war wieder aufgetaucht. Dessen Geldwert gibt Laura mit etwa 100.000 Euro an, doch ihr gehe es in erster Linie um den sentimentalen Wert. Von weiteren zwei Ringen, die ihr ihr Vater zum 18. Geburtstag geschenkt hatte, fehlte jedoch keine Spur. Laura wird sie aller Voraussicht nach nie wieder zu Gesicht bekommen.

An jenem 28. August nahm die Guardia Civil in Palma fünf Chilenen fest, in deren Wohnung in der Calle Industria in Palma zahlreiches mutmaßliches Diebesgut sichergestellt werden konnte: Designer-Handtaschen, wertvolle Edeluhren, Schmuck, Bargeld und Drogen.