"Bibimbap" ist eine Reisbowl mit Karotten, Spinat, Rotkohl, Shitaki-Pilzen, Gurken, Entrecôte, Sojasprossen, Spiegelei und einer besonderen Chilisauce. | Privat

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Auch auf Mallorca gibt es neben der spanischen Küche viele internationale Gerichte, die empfehlenswert sind. Bei chinesischer, japanischer oder thailändischer Küche haben die meisten Menschen eine ungefähre Vorstellung, was sie erwartet. Hühnchen süßsauer, Frühlingsrollen, Sushi oder die scharfen Currys kennt jeder. Aber was essen eigentlich Koreaner? Ähnelt koreanisches Essen den Europäern bekannten asiatischen Gerichten? Und ist das überhaupt etwas für den deutsch-spanischen Gaumen auf Mallorca?

Beim Betreten des Restaurants Bi Bap auf der Plaça del Mercat steigt einem sofort ein fremder, aber angenehmer Duft in die Nase. Was so gut riecht, ist nicht genau auszumachen. Es duftet auf jeden Fall würzig. Geröstetes Sesamöl? Knoblauch? Gegrilltes Fleisch? Egal, denn der Magen grummelt und auf der Zunge haben sich bereits etliche Pfützchen gebildet.

Schaut man sich im Restaurant um, findet man Gäste aller Nationen. Deutsche, Engländer, Koreaner und Spanier sind im Stimmengewirr schnell herauszuhören. Rechts wird grüner Tee aus asiatischem Teegeschirr getrunken, links frisch gebratenes Fleisch und Gemüse verspeist, weiter vorne genießt jemand ein wenig laut seine Suppe. Lächelnd begrüßt die Betreiberin Yangson Kang ihre Gäste, die in der Mittagszeit Schlange stehen, um einen Tisch zu ergattern. Kang hat sich mit der Eröffnung ihres Restaurants vor über zehn Jahren auf Mallorca einen Traum erfüllt. Da sie mit 14 Jahren von Südkorea nach Hamburg zog, war ihr auch die Bewahrung und Pflege ihrer kulturellen Wurzeln wichtig. Und wie geht das besser als in einem Restaurant, in dem sie andere Kulturen auf die traditionelle Küche ihres Geburtslandes neugierig macht?

Den Traum der Restauranteröffnung mit qualitativ gutem, nachhaltigen Essen der in Deutschland ausgebildeten Kauffrau kam aber erst nach ihrer Auswanderung von Hamburg nach Mallorca zustande. Sie vermisse zwar Hamburg, interessiere sich aber sehr für andere Kulturen und Abenteuer. Als ihr damaliger Ehemann eine Arbeit auf der Insel fand, machten sie gemeinsam Nägel mit Köpfen und zogen auf die Insel. Einige Zeit später beschloss Kang schließlich, ihr Restaurant zu eröffnen. Bei der Planung ging sie sehr sorgfältig und genau vor. „Es war nicht einfach, auf Mallorca Koreaner zu finden. Von koreanischen Köchen ganz zu schweigen”.

Also stellte sie zunächst ihr Team zusammen, das allerdings wenig Erfahrung mit koreanischer Küche hatte. „Ich bestellte eine koreanische Meisterköchin auf Zeit, die das Team einen Monat lang professionell schulte.” Denn die Zubereitungen sind aufwendig, die Zutaten relativ unbekannt und für die Gerichte muss viel vorbereitet werden. „Das muss erst einmal gelernt sein”, erklärt sie und betont, wie wichtig ihr frische und qualitativ gute Zutaten und die eigene Herstellung sind. Dann beschreibt sie weitere Besonderheiten des Essens. „Typisch sind fermentierte Pasten, die vielen Gerichten den charakteristischen Geschmack geben. Auch Kimchi, das ist eine Art Nationalgericht, hat eine lange Vorbereitungszeit”, so Kang. Es handele sich um einen in Chili eingelegten sauerscharfen Chinakohl, der zu jedem Essen gereicht wird.

Die Koreanerin Yangson Kang aus Hamburg betreibt seit über zehn Jahren das Restaurant Bi Bap in Palma.

Überhaupt würde in der koreanischen Küche vieles eingelegt und fermentiert werden. Dabei seien die vielfältigen Speisen meist sehr würzig und deftig, es gäbe aber auch süße und viele scharfe Gerichte. Bekannt sei vor allem das koreanische Chilipulver, das in eine schmackhafte Paste „Gochujang” verarbeitet wird, die in vielen Gerichten vorkomme. „Zum Beispiel als Soße im Bibimbab”, fügt sie hinzu und zeigt auf das von ihr empfohlene und prompt bestellte Gericht. „Das schmeckt einfach jedem, es ist unser Kassenschlager”, sagt sie überzeugt.

Auf dem Tisch steht eine dampfende Reisbowl in einer heißen Steinschale. Um ein Spiegelei sind rundherum verschiedene, kurz in Sesamöl gedünstete und Julienne geschnittene Gemüsesorten drapiert, sowie Pilze, Fleisch oder Fisch, sodass in der Mitte nur noch das Eigelb herausschaut. Zuletzt folgt die leicht süßlich scharfe Soße aus Gochujang, dem fermentierten koreanischen Chili. Nachdem zu Tisch mit Stäbchen oder Besteck alles vermischt wird, ergibt sich ein köstliches, geschmackliches Ganzes. Der Deutsche am Nachbartisch kratzt genüsslich seine Steinschale bis auf das letzte Reiskorn aus und bestätigt Kangs Aussage. „Das war toll und unterscheidet sich auch vom Aussehen sehr von anderer asiatischer Küche. Kein wildes Durcheinander. Man sieht genau, was man auf dem Teller hat!”

Ein paar Tische weiter essen Spanier Bulgogi, das koreanische Barbecue, und lassen sich ein Bier dazu schmecken. Vor ihnen steht gegrilltes, hauchdünn geschnittenes Fleisch, das schließlich mit einer besonderen Soße und koreanischen Beilagen in ein Salatblatt als kleiner Wrap gewickelt und so gegessen wird. Wie das Essen generell bei Deutschen und Spaniern ankommt? „Sehr gut. Der Großteil der Kunden sind tatsächlich Mallorquiner und Spanier”, so die Besitzerin. Sie betont, dass die deutsche Kundschaft unheimlich schnell gestiegen sei und die östliche Kost nicht mehr missen wolle. Die Gerichte kosten zwischen 12 und 20 Euro.

Eine Koreanerin genießt einen Kimchieintopf, zu dem Reis und zwei verschiedene eingelegte Gemüsesorten serviert werden. „Das ist gut”, schwärmt sie. „Ich bin schon eine Woche auf Mallorca. Das spanische Essen ist etwas fettiger als ich es gewohnt bin, sodass ich einfach meinen Kimchi und die relativ fettfreie koreanische Küche vermisst habe.” Der deutsche Gast mischt sich kurzerhand noch einmal ein und sagt: „Wer einmal etwas ganz anderes probieren möchte und ein bisschen Abwechslung auf dem Teller sucht, ist hier genau richtig. Hier schmeckt mir sogar das Gemüse.”