Im Tennis-Center kann man viel lernen. | Privat

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Der Weinheimer Unternehmer Günter Kadel beschloss 1983, in Peguera eine Tennisanlage zu bauen. Es sei eine intuitive Entscheidung ohne großen Plan gewesen, erzählt sein Sohn Jürgen Kadel. „Mein Vater war so ein Bauchmensch. Er liebte Mallorca und er liebte Tennis.”

Im TC Weinheim spielte Günter Kadel in der Mannschaft. In Peguera ließ er acht Sandplätze installieren, damit sich deutsche Vereine auf die Medensaison vorbereiten konnten, wenn daheim die Außenanlagen noch geschlossen waren. Es sind die Plätze 1 und 2, sowie die Plätze unterhalb des Eingangs. „Oberhalb grasten damals noch Schafe”, weiß Jürgen Kadel noch.

Bald kamen Mannschaften auch gerne nach Saisonende her und die ersten Profispieler schlugen auf. „Mein Vater hatte Kontakt zu Tommy Haas und Peter Graf, dessen Tochter Steffi Graf dann zum Teil bei uns trainiert hat”, erklärt Jügen Kadel. Tennisgrößen wie Boris Becker, Charlie Steeb oder Gabriella Sabatini machten sich ebenfalls in Peguera fit.

Neben den Plätzen entstanden Apartments, für deren tennisbegeisterte Eigentümer die Anlage 1986 und 1987 nach oben hin um sieben Plätze erweitert wurde.

Mit der Verwaltung klappte es allerdings lange nicht richtig. Pächter und Tennisschulen wechselten häufig, bis 2002 Ali und Valerie Yenilmez die Anlage übernahmen und die Tennis Academy Mallorca (TAM). Der ehemalige Profispieler Ali Yenilmez hatte eine gut laufende Tennisschule in Hamburg betrieben. „Aber uns zog es in den Süden”, erzählt er.

Heute kommen junge Talente auf die Insel, um parallel zur Schule an der TAM zu trainieren. Junge Profis sammeln erste ATP-Punkte in Future-Turnieren. Der Norweger Caspar Ruud zum Beispiel, aktuell auf Rang 9, letztes Jahr die Nummer 2 der Welt, gewann in Peguera sein erstes internationales Turnier.

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Vor allem aber schwingen Tennisurlauber und Residenten in ihrer Freizeit den Schläger auf der Anlage, vom Anfänger bis zur versierten Verbandsspielerin. Was er gut könne, meint Ali Yenilmez, sei, die Menschen vom Spielcharakter einzuschätzen. Tennisspieler suchten ein bestimmtes Umfeld, hätten bestimmte Erwartungen und Ansprüche. „Wir zeigen den Leuten, dass sie willkommen sind, und suchen ihnen Spielpartner, die zu ihnen passen, damit sie neue Leute kennenlernen und sich wohlfühlen.”

Familie Botta aus Osnabrück spielt hier bereits in vierter Generation. Seinen Vater habe schon in den 1980er Jahren die Qualität der Sandplätze überzeugt, meint Mirko Botta. Jetzt trainierten schon seine Enkel bei Yenilmez, der es immer wieder schaffe, sie zu motivieren.

Familie Flöther aus Halle an der Saale verbringt fast alle Schulferien in Peguera. „Ali hat bei uns das Tennisfieber geweckt”, meint Prof. Dr. Lucas Flöther. Inzwischen spielten die Kinder leistungsmäßig, er trainiere, um möglichst lange mit ihnen mithalten zu können, und auch seine Frau habe mit dem Tennis angefangen. Sie schätze die freundschaftliche Atmosphäre und die Vernetzung, die man ihnen ermögliche, sagt Dr. Lilit Flöther. „Man kommt und dann trifft man wieder die Familie aus New York, den Hamburger oder die Holländer. Da freuen wir uns immer drauf. Wir sind wie eine große Tennisfamilie.”

Früher waren die Spieler fast ausschließlich Deutsche, heute kommt etwa die Hälfte aus Europa, einige auch aus den USA, Kanada und sogar Australien. Ali Yenilmez coache mit Leidenschaft, meint die Amerikanerin Suzanne McInteer. „Er möchte wirklich, dass man sich verbessert, und ist enttäuscht, wenn er nicht helfen kann. Das vermittelt er auch seinen Trainern.”

Die Schönheit der Anlage mit ihrer Parklandschaft trage natürlich viel zur Anziehung bei, meint Valerie Yenilmez. Sie ist viersprachig und hat organisatorische Fähigkeiten, ihr Mann ist der Profi am Platz. Das Ehepaar ergänzt sich perfekt. Zum Team gehörten auch die Trainer und Platzwarte, betont der Chefcoach. Teamgeist sei wichtig, und Begeisterung. Viele Menschen dächten nur ans Finanzielle. „Du musst das machen, was du gut kannst, und das Beste draus machen. Das Finanzielle kommt dann von alleine.”

Viel Arbeit sei es schon, so ein Unternehmen langfristig auf Mallorca zu führen, findet seine Frau. Ausländer, die auf die Insel kämen, dächten oft kurzfristig. Sie gäben ein bis zwei Jahre Vollgas und investierten. „Und dann beginnen die Dinge bergab zu gehen.” Bei ihnen sei es umgekehrt. Sie hätten ganz klein angefangen und sich allmählich gesteigert. „Ich denke, das schätzen die Kunden, wenn sie wiederkommen und sehen, es ist immer besser geworden.”

Umgekehrt motiviere sie es zu wissen, dass sie ein schöner Teil des Lebens ihrer Gäste seien. „Das ist eine Ehre und das freut uns.” Mehrere Paare hätten sich bei ihnen kennengelernt, fügt sie hinzu und lacht. So gut kann die Vernetzung also funktionieren.