Aus manch einem Hotelzimmer in Spanien kann nach der Abreise der Gäste mitunter der eine oder andere Gegenstand fehlen ... | as

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Das Mitnehmen von Seifen oder Stiften gilt vielen Hotelgästen als Kavaliersdelikt — doch dabei bleibt es bei Weitem nicht: Manche Besucher sind so dreist, dass sie Fernseher, Matratzen, Klaviere oder gar ausgestopfte Tiere aus dem Hotel tragen. Das hat eine Studie des Portals für Spa- und Hotelaufenthalte, Wellness Heaven, ergeben, das hierzu in diesem Jahr 1376 Hoteliers befragte, welche Gegenstände am häufigsten entwendet werden. Als besonders pikant bezeichnete das Portal das unterschiedliche Klauverhalten zwischen Gästen in Vier-Sterne- und Fünf-Sterne Hotels.

Das Hauptergebnis der Studie: Handtücher und Bademäntel werden am häufigsten geklaut. Dicht gefolgt sind diese beiden Spitzenreiter von Kleiderbügeln, Stiften und Kosmetik. Neben diesen "gewöhnlichen" Gegenständen gibt es hingegen eine Reihe von spektakulären Ausreißern, die auf eine rege Diebstahlfantasie der Delinquenten schließen lässt.

Badezimmerarmaturen

In hohem Maße handwerkliche Fähigkeiten mussten jene Gäste aufbringen, die sämtliche Badzimmerarmaturen entwendet haben, den Kopf einer Regendusche, eine Hydromassage-Dusche, einen Toilettensitz, ein Abflussrohr oder gleich ein ganzes Waschbecken, wie von einem Berliner Hotel berichtet wird.

Ein Piano

Ein Hotelier aus Italien: "Als ich einmal durch die Lobby lief, fiel mir auf, dass irgendetwas fehlte. Kurz darauf erfuhr ich, dass drei unbekannte Männer in Overalls das große Piano abtransportiert hatten. Es tauchte natürlich nie wieder auf."

Musikanlage

Ein Hotelbesitzer aus dem Sauerland berichtet davon, wie eines Morgens die gesamte Stereoanlage des Wellness-Bereichs verschwunden war: Wellness-Langfinger haben offenbar über Nacht das gesamte Sound-Equipment abmontiert und als Gastgeschenk ins Auto verladen, bevor sie das Weite suchten.

Zimmernummern

In einem Hotel in England hatte ein Gast kurzerhand die Nummern von seiner Hotelzimmertür abmontiert. "Wir haben das erst bemerkt, als der nachfolgende Gast sein Zimmer nicht finden konnte", erzählt die Hoteldirektorin.

Ausgestopfte Jagdtrophäen

In einem Hotel in Frankreich wurde ein Gast bei dem Versuch erwischt, einen ausgestopften Wildschweinkopf zu stibitzen. Später kam er doch noch zu seiner Trophäe: Freunde kauften dem Hotel das gute Stück ab und schenkten es ihm zur Hochzeit.

Luxus-Matratzen

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Auch teuere Luxus-Matratzen (häufig mit einem Gegenwert von mehreren Tausend Euro) sind nicht vor dem Verschwinden gefeit: Das Risiko für den Matratzenklau ist im Fünf-Sterne-Hotel 5,4-fach erhöht. Wie die sperrige Ware jedoch unbemerkt aus dem Hotel transportiert wird, bleibt ein Rätsel. Auf Nachfrage antworteten manche Hoteliers, dass dies ausschließlich mitten in der Nacht über Aufzüge geschehe, die direkt in die Tiefgarage führen.

Insgesamt wurden für die Studie 1376 Antworten von Hoteliers ausgewertet, das Ergebnis kann damit als repräsentativ angesehen werden. Die Hotels, deren Management an der Umfrage teilgenommen hat, befinden sich vorrangig in Europa, mit Schwerpunkten auf Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz.

Das sind allesamt unschöne Erfahrungen, die auf Mallorca von so manchen Hoteliers nicht unbedingt gemacht werden. „Ich muss sagen, bei uns kommt kaum was weg“, berichtet der langjährige Hotelier Harald Strombeck aus Can Picafort auf MM-Anfrage. Handtücher seien kaum vermisst worden, und die großen Pooltücher für die Schwimmbecken gebe es ohnehin nur gegen Kaution. „Da wollen dann die Leute ihr Geld wiederhaben.“ Nach den Worten des deutschen Hoteliers werden eher die kleinen Fläschchen im Bad für Seife, Shampoo und Lotion mitgenommen. Diese seien ursprünglich nicht als Give-aways, also Geschenke, gedacht gewesen, sie werden aber mittlerweile allgemein als solche wahrgenommen. „In den Duschen selbst verwenden wir große Spender, die wieder aufgefüllt werden.“ Hier sei es nicht zu bemerkbaren Verlusten gekommen.

An den Diebstahl von größeren Gebrauchsgegenständen, etwa Fernsehgeräte, kann sich Strombeck nicht erinnern. „Nein, das kommt hier nicht vor. Denn die Leute kommen ja per Flugzeug auf die Insel und müssten das dann im Koffer mitnehmen. Doch wer für ein, zwei Wochen anreist, hat in seinem Koffer kaum Platz dafür.“ In Deutschland hingegen werden die Hotels von den Gästen häufig im Auto angefahren. Das könne ein Grund dafür sein, warum in Deutschland über Entwendungen stärker zu klagen ist, so Strombeck. Denn im Kofferraum lasse sich Diebesgut viel leichter abtransportieren.

Doch ganz ohne Schwund kommt auch Mallorca nicht davon. "Handtücher und der eine oder andere Bademantel gehen immer mal weg", sagt der Präsident des Hotelverbandes Palma-Stadt, Javier Vich. Das sei einfach etwas, mit dem die Hoteliers leben müssten. "Wir haben dazu keine genauen Zahlen, aber es kommt immer wieder mal vor", so der mallorquinische Hotelbetreiber. Ziel sei es, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Es seien Aufwendungen, die bereits eingerechnet seien. Zum Glück befinde sich das Problem mehr oder weniger unter Kontrolle, so Vich.

Insgesamt wurden für die Studie 740 Hoteliers von Vier-Sterne-Häusern sowie 636 von Fünf-Sterne-Hotels befragt, um das Diebesverhalten in Abhängigkeit vom Wohlstand der Gäste zu ermitteln. Dabei trat Erstaunliches zutage: „Greed is good”, scheint gerade bei betuchten Fünf-Sterne-Gästen ein zuverlässiges Motto zu sein. So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, dass hochwertige TV-Geräte aus dem Zimmer geklaut werden, bei Gästen im Fünf-Sterne-Segment 4,9-fach höher als bei Reisenden in Vier-Sterne-Hotels. Ebenso sind Kunstwerke in Luxushotels ein begehrtes Objekt der Begierde (4,3 mal höhere Diebstahl-Wahrscheinlichkeit). Auch Tablet Computer (6,0 x) und Matratzen (5,4 x) werden in Fünf-Sterne-Häusern häufiger entwendet. Erstaunlich: 11,8 Prozent der Fünf-Sterne-Hotel-Manager beklagen den Matratzen-Klau, während nur 2,2 Prozent der Vier-Sterne Hotels betroffen sind. Insgesamt berichten 91 Hoteliers von gestohlenen Matratzen, sodass also mindestens so viele in deren Hotels entwendet wurden.

Vier-Sterne-Gäste begnügen sich hingegen mit weniger spektakulären Geschenken: Handtücher und Kleiderbügel sind bei ihnen tendenziell beliebter als bei Fünf-Sterne-Gästen, praktische Utensilien wie Batterien und Fernbedienungen klaut der Vier-Sterne Hotelgast, so die Studie, mit besonderer Wonne (2,8 x beziehungsweise 4,4 x häufiger als der Fünf-Sterne Reisende). Auf Mallorca bespricht das Spa-Portal einzig das Hotel St. Regis Mardavall. Es attestiert dem Fünf-Sterne-Haus "Wellness vom feinstem".