Die Halle mit den Loks und Waggons wird im Augenblick nur ab und zu für Besucher geöffnet, zuletzt am vergangenen Samstag. | Assumpta Bassa/Ultima Hora

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Es ist ein Traum, der seit vielen Jahren mehr oder weniger wild geträumt wird: Wie wäre es, wenn auf Mallorca endlich mal ein veritables Eisenbahnmuseum öffnen würde? Im etwas verlorenen Dorf Son Carrió im Osten der Insel wurden die Grundvoraussetzungen für so eine Einrichtung bereits geschaffen: Es findet sich dort eine geräumige Halle mit einer Dampflokomotive, zwei Diesel-Loks und immerhin sieben historisch bedeutsamen Waggons. Einige davon – allerdings nicht alle – verkehrten ehedem auf der Insel.

Momentan wird dieser Ort nur ab und zu der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – für Gruppen oder Schulklassen oder dann, wenn es etwas zu feiern gibt. Wie etwa am vergangenen Samstag. Es wurde dort mit einem durchaus nostalgischen Impetus an die bereits 149-jährige Anwesenheit von Bahnen auf Mallorca erinnert – zwar nicht mit Pauken und Trompeten, aber mit illustren Gästen aus der Lokalpolitik und eingefleischten Eisenbahnenthusiasten, denen bei jedem Gedanken an einen nett pfeifenden Zug die Augen übergehen und die Ohren schlackern. Ende Februar des Jahres 1875 war zwischen Palma und der Schuhstadt Inca zum bassen Erstaunen der an lahme Eselskarren und Kutschen gewöhnten Mallorca-Bewohner erstmals ein Dampfzug gerattert.

Was brachen da für herrliche moderne Zeiten an! Überall auf der Insel wurden fleißig Schienen verlegt, Dampfrösser und die dazugehörigen Waggons wurden auf Schiffen vom spanischen Festland emsig hergeschafft. Das Bahnnetz wuchs und wuchs und wuchs – und das auf immerhin 300 Kilometer in den 1950er Jahren. Damals kam man mit dem Zug sogar in Orte wie Felanitx, Campos oder in die heutigen Deutschen-Paradiese Santanyí und Artà, die nunmehr mit der Eisenbahn nicht mehr zu erreichen sind. Und man gelangte nach Sant Llorenç und in das besonders stille Dorf Son Carrió mit dem damals mit 77 Quadratmetern kleinsten Bahnhof der Insel.

„Wir wollen ein lebendiges Museum”, so Guillem Febrer von der Stiftung Ferrocaib, die sich mit Hingabe um die Halle mit den Loks und Waggons und um das geschichtliche Erbe der Insel-Eisenbahn kümmert. Die „fundación” wurde im Jahr 2008 gegründet und wird von der Balearen-Regierung, der für Son Carrió zuständigen Gemeinde Sant Llorenç und der mallorquinischen Eisenbahngesellschaft SFM unterstützt. „Wir wollen hier einen historischen Zug auf die Schienen setzen, der eine große Attraktion sein soll und viele Touristen anlocken würde”, freut sich Guillem Febrer gegenüber MM. Er erwartet mehr als 90.000 Besucher pro Jahr, wenn es denn beizeiten endlich soweit sein sollte.

Womit der berühmte „Rote Blitz” aus dem Jahr 1912 zwischen Palma und Sóller um ein weiteres Retro-Highlight ergänzt würde. Vorbild bei dem großen Traum, im Osten das Zuggefühl aufleben zu lassen, ist die sogenannte Pinienbahn in der südfranzösischen Provence. Dort können Urlauber in den warmen Monaten ein Dampfzug-Erlebnis genießen, das sich gewaschen hat. „Doch wir wissen noch nicht, wann es soweit sein wird auf Mallorca”, so der rührige Eisenbahnfreund Guillem Febrer.

Unterdessen schraubt man in der Halle von Son Carrió fleißig an dem, was vorhanden ist. Nach einer Geldspritze der Gemeinde Sant Llorenç in Höhe von 14.000 Euro gelang es inzwischen, einen in Neapel gebauten Waggon aus dem Jahr 1931 liebevoll zu restaurieren. Klar, dass man so ein hübsch anzusehendes Erzeugnis europäischer Technikgeschichte so bald wie möglich öffentlich zeigen möchte. „Und wir wissen ja, dass gerade Deutsche so verliebt in Bahnen sind”, so Guillem Febrer.