Erinnerungsfoto von der Fachtagung (v.l.): Álvaro Middelmann (Handelskammer), Carmen Planas (Arbeitgeberverband), Juan Carlos Tárraga und Antón Serrats (beide Willis Towers Watson).

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Der Frontverlauf ist nicht eindeutig. Selbst in der Touristik ist die Zustimmung zum Phänomen der Ferienvermietung unterschiedlich stark ausgeprägt. Wie groß die Differenzen sind, zeigte sich Ende September besonders deutlich auf einer Fachtagung, die das anglo-amerikanische Beratungs- und Versicherungsunternehmen Willis Towers Watson über seine spanische Niederlassung in Palma ausgerichtet hatte.

Als Vortragsredner hatten die Organisatoren unter anderem die Präsidentin des mallorquinischen Hotelverbandes Fehm, Inmaculada Benito, sowie den ehemaligen Air-Berlin-Direktor für Spanien und heutigen Vorsitzenden der Tourismuskommission der Handelskammer, Álvaro Middelmann, eingeladen.

"Wir wollen den Tourismus schützen. Wir wollen keine Gesetze diktieren, aber es würde uns gefallen, Werte beizutragen", sagte Benito. Die Hotelierspräsidentin kritisierte fehlende Regelungen zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs durch die nicht-regulierte private Ferienvermietung sowie steigenden Steuerdruck für die Hotellerie. Letzterer mindere Einnahmen, die dann bei Investitionen fehlen. Eine laufende Modernisierung sei jedoch notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Destination nicht zu gefährden.

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Álvaro Middelmann betonte ebenfalls die Notwendigkeit einer Regulierung des Marktes der Ferienvermietung. Hier dürfe sich die öffentliche Verwaltung keinerlei Steuereinnahmen entgehen lassen. Anders als Benito sprach sich Middelmann jedoch sehr wohl für den derzeit sehr agilen Sektor aus, der über digitale Plattformen im Internet Anbieter und private Endverbraucher in direkten Kontakt bringe. "Diese Entwicklung lässt sich weder aufhalten noch umkehren", sagte Middelmann.

Hier seien neue Märkte entstanden. Der Gesetzgeber habe die Aufgabe, diesen Tendenzen einen juristischen Rahmen zu geben und für eine transparente und gerechte Besteuerung zu sorgen. "Die Ferienvermietung lässt weite Bereiche der Insel an deren Einnahmen partizipieren, nicht bloß einzelne Küstengebiete", sagte der Unternehmer. Das Geschäft mit der Ferienvermietung kurbele das Wirtschaftsleben selbst in entlegenen Dörfern an, sorge für Einnahmen im Baugewerbe, etwa wenn alte Dorfhäuser renoviert werden, sowie für Nachfrage bei Handel und Gastronomie.

Die rund 80 Teilnehmer mussten allerdings auf eine lebhafte Diskussion zwischen den beiden Exponenten verzichten. Benito hatte die Tagung nach ihrem Vortrag aus Termingründen bereits wieder verlassen.

(aus MM 41/2016)