Viele haben diesen Traum: Auf dem Meer nicht nur ein paar Tage unterwegs sein, sondern für immer. | Storylines

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Es ist eine schöne neue Welt, wie sie schöner kaum sein kann: Wer auf www.story
lines.com klickt, fliegt auf ein riesiges Schiff zu. An dessen Seiten sind hinter rechteckigen Öffnungen knapp über der Wasserlinie bequeme Liegen und Sessel zu sehen. Im Innern segelt man traumgleich an einem Pool vorbei, an dessen Rändern ganz relaxt Frauen und Männer sitzen.

Der virtuelle Sprung auf den Oceanliner soll kein neues Kreuzfahrtangebot illustrieren, sondern die User von einer völlig neuen Art des Lebens überzeugen. Auf der noch im Bau befindlichen und von einem jungen Start-up-Unternehmen aus dem US-Staat Florida betriebenen „Narrative” können solvente Globetrotter Kabinen in unterschiedlichen Größen erwerben und dann rund um die Welt fahren, und immer mal wieder auch nach Mallorca schippern.

Es soll mehrere Bereiche geben, wo Bewohner zusammenkommen und das Meer betrachten können.

Man muss schon ordentlich Geld auf den Tisch legen, um dabei sein zu können, wenn auch nicht so viel wie auf dem seit 2002 auf dem Planeten präsenten Wohnkreuzfahrtschiff „World”. Siebenstellige Beträge werden für zukünftige Bewohner der „Narrative” zwar nicht fällig, aber oberhalb der Normalverdienerschwelle rangiert man dort schon: Der Einstiegspreis liegt bei etwa 270.000 Euro, hinzu kommen monatlich mindestens 1900 Euro für alles Mögliche, darunter eine All-inclusive-Verpflegung in 20 Restaurants, die zur Wahl stehen. Die größten Wohnungen der RU-5-Kategorie kosten deutlich über drei Millionen Euro. „Bis Ende 2021 werden 50 Prozent aller Apartments verkauft sein”, so eine Storylines-Sprecherin gegenüber MM.

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Für das viele Geld bekommt man ab 2024 die Möglichkeit, in jedem Hafen drei bis fünf Tage zu bleiben. 450 Besatzungsmitglieder kümmern sich dann auf 17 Stockwerken um das Wohl der mobilen Wohngemeinschaft. Das Schiff – es wird auf einer Werft in Kroatien zusammengeschweißt – pustet keinen Dieseltreibstoff in die Atmosphäre, sondern fährt mit Flüssiggas. Die Bewohner können drei Swimmingpools und eine Bibliothek benutzen, Kranke werden von Ärzten versorgt.

Die „Narrative” soll laut Storylines keine Versorgungseinrichtung nur für reiche Rentner sein, sondern vor allem etwas für weltoffene und wohlhabende Normalos aus jüngeren Altersgruppen. In der Online-Werbebroschüre wird das Idealbild des naturliebenden, die Umwelt respektierenden und Vergnügungen wie Yoga zugetanen neuen Menschen hochgehalten. Dass man in bestimmten Bars gesunde Säfte trinken, an Bord auch kollektiv malen und an Tanz- oder Kochkursen teilnehmen kann, versteht sich von selbst.

So ansprechend sieht der Hauptraum einer Wohnung der höchsten Kategorie namens RU 5 aus.

Die idealen Menschen, die auf der „Narrative” zusammenkommen sollen, sind ganz klar angegrünt. Man stellt sich Salatesser vor, die auch den Golfschläger mit Nachdruck zu schwingen wissen. Menschen, die sich um das psychologische Wohl der Delfine sorgen und an Land im Elektroflitzer unterwegs sind. Zielgruppe sind genau die umwelt-und wellnessvernarrten und zugleich solventen Zeitgenossen, die Studien zufolge in der westlichen Welt immer zahlreicher werden. Menschen, die auch auf Mallorca residieren, weshalb in Palmas Hafen unlängst fleißig Werbung für das ungewöhnliche Projekt gemacht wurde.

Dass man nicht nur den schnöden Zaster, sondern auch ein gewisses Bildungsniveau erwartet, wird in der Online-Broschüre unmissverständlich klargemacht. Drapiert mit klugen Zitaten von Schriftstellern wie Paulo Coelho („Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst”) oder Hans Christian Andersen („Reisen ist Leben, dann wird das Leben reich und lebendig”) sowie Kirchenlehrern wie Augustinus von Hippo („Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon”) wird Interessierten die Botschaft übermittelt, dass man durchaus kultiviert sein sollte, um an Bord eine gute Figur zu machen. Wie wunderbar diese schöne neue Wasserwelt doch sein wird!