Das Shopping-Center Fan öffnete seine Türen 2016. | Patricia Lozano

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Zwanzig Jahre sind nichts”, hat der argentinische Tango-Barde Carlos-Gardel in einem seiner bekanntesten Stücke, „Volver”, einst gesungen. Die Zeit rast – dieses Gefühl kennt jeder. Dass 20 Jahre aber durchaus auch ein langer Zeitraum sein können, zeigt jetzt ein Artikel in der Wirtschaftsbeilage „El Economico” der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. Darin hat die Redaktion zusammengefasst, wie sich die Balearen-Wirtschaft zwischen 2002 und 2022 verändert hat. Mit überraschenden Ergebnissen!

Natürlich hing die „Economia” auf den Inseln in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer auch vom Weltgeschehen und den Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten ab. Die Einführung des Euro vor 20 Jahren, die vermeintlich goldenen „Nullerjahre”, die große Wirtschaftskrise ab 2008, die anschließende Erholung und natürlich ab dem Jahreswechsel 2019/2020 die Corona-Pandemie haben auch auf Mallorca wirtschaftliche und gesellschaftliche Spuren hinterlassen ...

Ein paar „Fast Facts” zu Beginn: Die Balearen sind die spanische Region mit dem größten Bevölkerungswachstum – so stieg die Einwohnerzahl der Inseln in den vergangenen 20 Jahren um 44,8 Prozent an, von seinerzeit rund 845.000 auf heute knapp 1,2 Millionen. Damit einher ging auch ein Anstieg der Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in den vergangenen 20 Jahren um 28 Prozent gewachsen ist.

Die Gesamtwirtschaftsleistung hat sich verdoppelt und lediglich die Hauptstadtregion Madrid konnte beim Brutto
inlandsprodukt (BIP) prozentual noch stärker zulegen als der Balearen-Archipel – die Immobilienbranche konnte ihre Aktivitäten seit 2002 ebenfalls verdoppeln. Es gibt aber auch Schattenseiten dieser Entwicklung für die Bevölkerung: Die Inseln rangieren spanienweit auf dem zweiten Rang, was die Immobilienpreise angeht (Anstieg um 84 Prozent), hier gilt es allerdings anzumerken, dass die Balearen auch vor 20 Jahren schon auf dem dritten Platz dieser Liste rangierten. Aber: Hohe Mieten treffen die Balearen besonders hart, denn die Inselgruppe ist mit 63 Prozent die Region mit dem geringsten Immobilieneigentum. Hier liegt der gesamtspanische Schnitt bei 75 Prozent.

Das Pro-Kopf-BIP stieg von seinerzeit 20.094 auf heute 28.522 Euro. Dieser Anstieg fiel mit 41,9 Prozent aber deutlich geringer aus als im gesamtspanischen Schnitt, wo er 65,4 Prozent betrug. Hier rutschten die Balearen – insbesondere durch die Corona-Pandemie – ins Mittelfeld der Ranglisten ab. Und: In keiner anderen spanischen Region stagniert der Pro-Kopf-Verdienst im Vergleich zum gesamtspanischen Schnitt so sehr wie auf den Balearen – der Durchschnittslohn ist seit Beginn der Finanzkrise um gerade einmal 14 Prozent gestiegen.

Auf den Balearen sind zudem 14 Prozent der Einwohner von Armut bedroht – ein hoher Wert, der allerdings noch unter dem landesweiten Schnitt von 21 Prozent liegt.

Experten führen eine schwindende Wettbewerbsfähigkeit aufgrund von mangelnder Innovation, zu wenig technologischem Fortschritt und dem Mangel an qualifiziertem Personal an. Einige Beobachter und Politiker sprechen sich deshalb dafür aus, die Wirtschaft auf den Inseln weiter zu diversifizieren. Denn auch das ist ein Ergebnis der Studie: In keiner anderen Region Spaniens entfällt ein so schweres wirtschaftliches Gewicht auf einige wenige Sektoren wie auf Mallorca und den Nachbarinseln. Im Einzelnen sind dies: Tourismus, Bau- und Immobilienwirtschaft. Gleichzeitig sind die Inseln die Comunidad Autónoma, in der die Landwirtschaft (0,55 Prozent des BIP) und das verarbeitende Gewerbe (2,48) die geringste Rolle spielen.