Auch im Flugzeug gilt: Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Bei Problemen sollte man einfach den Sitznachbarn freundlich ansprechen.

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Den Gang blockieren, einen Schluck aus der mitgebrachten Whisky-Pulle nehmen und der Stewardess einen Klaps auf den Hintern verpassen? Manch einer lässt an Bord eines Flugzeuges die gute Kinderstube vermissen. Vor allem auf Mallorca-Routen benehmen sich Passagiere oft daneben. Meist ist Alkohol im Spiel. Erst vor Kurzem hat die Umfrage einer Reise-Suchmaschine, bei der mehr als 3000 Flugbegleiter befragt wurden, ergeben, dass dem Kabinenpersonal oft laute, leicht reizbare oder betrunkene Passagiere auf die Nerven gehen. Zwölf Prozent der Befragten beklagten sich sogar über anzüglich agierende Reisende. Aber wie verhalte ich mich richtig auf einem Flug? Was gilt es zu beachten und was kann man alles falsch machen?

Bereits beim Boarding gibt es Regeln, die das Miteinander vereinfachen sollen. Bei vielen Airlines, auch beim Marktführer auf Mallorca-Routen, Air Berlin, erfolgt der Einstieg nach Gruppen. Zuerst gehen die Passagiere, die ganz hinten im Flieger sitzen, an Bord und als Letztes diejenigen, die Plätze in den vorderen Reihen haben. Experten raten, sich an diese Reihenfolge zu halten und sich erst in die Schlange zu stellen, wenn die eigene Gruppe aufgerufen wird. Welche das ist, können Flugreisende in der Regel auf ihrer Bordkarte erkennen.

"Es ist zudem ratsam, Mantel oder Jacke schon vor Betreten des Flugzeugs auszuziehen", rät Anne Struck, Vorstand Berufspolitik bei der Gewerkschaft des Kabinenpersonals UFO. "Auch sollte man Dinge wie Zeitungen, Zeitschriften oder Laptops, die man während des Fluges benötigt, schnell griffbereit haben. Praktisch ist auch, wenn man nochmal rechtzeitig auf seiner Bordkarte nachsieht, welchen Sitzplatz man hat." So wird der Einsteigevorgang nicht unnötig verzögert.

Was passiert eigentlich, wenn ich mit meinem Sitzplatz unzufrieden bin, beispielsweise weil mir der Sitznachbar nicht passt? "Weigern, den auf der Bordkarte angegebenen Platz einzunehmen, kann man sich nicht. Aber selbstverständlich kann man einen Flugbegleiter fragen, ob es einen anderen freien Platz gibt. Und sofern das der Fall ist, setzen wir Passagiere gerne in der von ihnen gebuchten Klasse um."

Kaum hat man es sich in seinem Sitz bequem gemacht, beginnt auch schon der Kampf um die Mittelarmlehne. Aber wer hat eigentlich das Recht darauf? "Die Armlehne gehört dem gesunden Menschenverstand", sagt Struck, die auch oft als Passagierin auf dem Mittelplatz sitzt und sich in der Regel wortlos mit ihren Sitznachbarn einigt. "Sollte das nicht gelingen und ich mich bedrängt oder eingeengt fühlen, spreche ich meine Mitreisenden einfach an." Ebenso sollte man im Bezug auf die Rückenlehne verfahren. Im Zweifel einfach den Hintermann fragen, ob es ihn stört, wenn man sie zurückklappt. Auch im Flugzeug gilt: Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Die Schuhe sollten Flugreisende übrigens nur ausziehen, wenn damit keine Geruchsbelästigung verbunden ist. Sich der Socken zu entledigen ist allerdings Tabu, ebenso das Ablegen der Füße auf Armlehnen oder Klapptischen.

Die kurz vor Abflug im Duty-Free-Shop erworbene Whisky-, Bier- oder Weinflasche sollten Reisende ebenfalls nicht auspacken. Mitgebrachten Alkohol an Bord zu trinken ist strikt verboten. "Wir Flugbegleiter müssen einschätzen können, ob unsere Passagiere jederzeit unsere Anweisungen befolgen können. Ein betrunkener Gast kann im Notfall eine Evakuierung behindern und setzt damit das Leben anderer aufs Spiel", so Struck. Auch komme es immer wieder unter Alkoholeinfluss zu Rangeleien an Bord, die den Flugverlauf gefährden und zu einer außerplanmäßigen Landung führen können.

Richtig teuer werden kann auch anzügliches Verhalten gegenüber Flugbegleitern und Flugbegleiterinnen. "Wir sind darin geschult, mit Eskalationen umzugehen. Aber ein sexueller Übergriff ist eine ernst zu nehmende Bedrohung und kann dazu führen, dass der Kapitän eine Landung veranlasst. Dann wird der Täter von der örtlichen Polizei übernommen und trägt auch sämtliche anfallenden Kosten."

Übrigens: Das Klatschen nach der Landung ist nicht mehr zeitgemäß. "Aber wir belächeln das auch nicht. Ist doch schön, wenn die Menschen Emotionen zeigen", findet Anne Struck.

(aus MM 11/2016)