Verdeckte Verkostungen haben ein schönes Überraschungspotenzial für alle Teilnehmer der Weinprobe. | Zacharie Scheurer/dpa

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Egal ob in Deutschland, auf Mallorca, oder sonst wo: Man trifft sich mit Freunden ganz gerne zu einem Spiele-, Film oder Tapasabend. Aber warum nicht mal eine Weinprobe zu Hause machen? Da kann man selbst den Sommelier mimen! Oder man verteilt diesen Part an die Gäste, die über ihren jeweils mitgebrachten Tropfen etwas fachsimpeln. Für welche Variante man sich auch entscheidet, wichtig ist: Jede Weinverkostung daheim sollte auch ein Thema haben. Tipps, wie die Probe richtig spannend wird.

Wie wähle ich die Weine aus?

„Es ist ratsam, systematisch ans Werk zu gehen. So könnte für das Probenthema eine bestimmte Rebsorte gewählt werden, vielleicht sogar eingegrenzt auf ein bestimmtes Anbaugebiet”, sagt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI). Sehr beliebt seien auch Verkostungen verschiedener Jahrgänge, beispielsweise von einer bestimmten Rebsorte eines Erzeugers von Weinen aus bestimmten Lagen. Dann können die Weine ihr Alterungspotenzial zeigen und gleichzeitig kommen die klimatischen Einflüsse der einzelnen Jahre zum Ausdruck. Bei Jahrgangsproben sollte man immer mit dem jüngsten Wein beginnen.

Wenn das Thema steht, kann man die Weine selbst besorgen oder Leute bringen sie entsprechend dem Motto mit. Dann könnte jeder etwas über den Winzer, das Anbaugebiet oder die Rebsorte zum Besten geben. Dabei wird erst verkostet und dann erzählt und nicht umgekehrt. Spannend wird es, wenn die Verkostung verdeckt ist. Dafür werden die Flaschen mit einer Manschette, Folie, Strumpf oder Socke verhüllt und durchnummeriert.

Wie viele Weine braucht man, mit welchem fängt man an?

Eine Richtschnur für die private Weinprobe, so Büscher, sei eine Auswahl von sechs bis acht Weinen. Wird die Auswahl größer, nehme die Unterscheidungsfähigkeit bei ungeübten Verkostern deutlich ab. Das sieht auch Ramón Servalls, Chef der Bodega Macià Batle in Santa María, ähnlich. „Wenn die Weine ausgespuckt werden, gibt es kaum eine Grenze nach oben. Sollen sie getrunken werden, rate ich, maximal einen Wein pro Person zu verkosten.” Bei einer Auswahl weißer Weine beginne man mit trockenen Tropfen, gehe dann über zu etwas süßeren wie etwa von einem Kabinett bis zum Eiswein. „Einen Eiswein kann man nicht zu Beginn servieren, denn dann kommt beim trockenen die Fruchtsäure viel stärker zum Ausdruck als sie eigentlich ist.”

Wie nasser Putzlappen: Kann man korkenden Wein noch trinken?
Ernst Büscher ist Sprecher des Deutschen Weininstituts. Foto: dpa

Handelt es sich nur um trockene Tropfen, arbeitet man sich von leicht zu schwer vor. Wie intensiv ein Wein ist, lässt sich an den Volumenprozenten auf dem Etikett erkennen. Hat ein Wein 11,5 Prozent, ist er vor dem mit 13 Prozent dran. Bei der gemischten Auswahl probiert man von weiß zu rot. Bei einer reinen Rotweinverkostung werden die fruchtigen vor den gerbstoffbetonten oder komplexen roten aus dem Barrique probiert.

Wie vergleicht man richtig?

Um feine Unterschiede zu schmecken, sollten die Weine gleich temperiert sein und aus identischen Gläsern verkostet werden. „Leichte und junge Weißweine sind zwischen 9 und 11 Grad ideal gekühlt, rote zwischen 16 und 18 Grad”, so Ernst Büscher. Die berühmte Zimmertemperatur für Rotweine stamme aus einer Zeit, als wir uns noch in Räumen unter 20 Grad aufhielten. Da sich der Wein am Tisch schnell erwärmt, könne man ihn ein wenig kühler einschenken. Um Schrankgerüche auszuschließen, empfiehlt es sich, die Gläser vor der Verkostung noch einmal kurz mit Wasser durchzuspülen. Und um zwischen den Proben den Gaumen wieder auf Null zu bringen, sollten neutrale Brotstückchen oder Baguettescheiben gereicht werden sowie viel Wasser.

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Ramón Servalls leitet das Weingut Macià Batle auf Mallorca. Foto: Archiv

Vor dem Trinken wird das Glas geschwenkt, so vergrößert sich die Oberfläche des Weines. Je größer sie ist, desto mehr Aromenpartikel gelangen in die Luft und dadurch riechen und schmecken wir intensiver. Doch bevor man trinkt, sollte man schnüffeln. Denn ohne Riechen gehen viele Geschmackseindrücke verloren. Die Zunge kennt beim Wein ja nur süß, salzig, sauer und bitter. Aber es ist die Nase, die uns die Weinvielfalt eröffnet. Denn das, was wir zu schmecken glauben, riechen wir eigentlich, so die Experten.