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Pollença war unser letztes Etappenziel", erzählen Lisa Minx und Niko Gerloff aus Hannover. Gemeinsam haben sie fast zwei Wochen lang auf der Trockensteinroute das Tramuntana-Gebirge durchwandert und gönnen sich nun ein wenig Entspannung auf dem Markt.

"Es gefällt uns wirklich gut hier, es gibt schöne, frische Lebensmittel, aber auch traditionelles Kunsthandwerk. Es herrscht ein tolles Flair." Besonders gut eigne sich der "mercado" außerdem zum "Leute beobachten." "Man kann sich ins Café setzen und einfach nur dem Treiben zusehen, das ist herrlich", findet Niko Gerloff.

Und das Treiben ist tatsächlich recht bunt. Nachdem langsam der Frühling einkehrt, scheinen sich die Menschen nach Blumen zu sehnen. An allen Ecken und Enden der Plaça tragen die Marktgänger Sträuße, Gebinde, Stöcke und kleine Bäumchen übers Pflaster. In den intensivsten Farben - rot, lila, grellgelb oder rosa - leuchten die Gewächse mit den Orangen, Tomaten und Bananen an den überdachten Ständen um die Wette.

Mit einem Lächeln werden Früchte und Gemüse über die Auslagen gereicht. Ältere Damen, bewaffnet mit Marktrollern, nehmen sie entgegen und verstauen sie sorgfältig in ihren Gefährten. Während über der schroffen Felswand, die sich am Rande der Gemeinde über den Häusern erhebt, gelegentlich die Sonne hervorblitzt, füllen sich die zahlreichen Cafés rund um den Marktplatz. Pollença an einem Sonntag, das bedeutet nicht nur einkaufen, sondern auch Austausch und Geselligkeit.

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Wahrend vor dem "Club Pollença" die älteren Herren ein Bier genießen, sitzen in sicherer Entfernung Marie-Louise Melzer, Dagmar Gathmann, Dr. Marianne Titz und Renate Westermann. Die rüstigen Damen aus Bremen verbringen ihren Urlaub auf der Insel und haben sich auf dem Markt in Pollença mit Käsevorräten eingedeckt - "Er muss gut zum Rotwein passen, davon trinken wir hier reichlich", erzählen sie und geraten ins Schwärmen. Pollença hat es ihnen angetan, eigens für den Markt fahren sie sonntags quer über die Insel, von Camp de Mar bis hinauf in den Nordosten. "Es ist einfach schön hier, viel schöner als auf anderen Inselmärkten", findet Frau Gathmann. "Früher haben wir Wanderurlaub gemacht, heute machen wir nur noch Spaziergehurlaub. Wir sind ja uralt", sagt Frau Melzer und lacht laut. Sogar Sänger Peter Maffay wollen die Damen, die ihre Männer in Deutschland gelassen haben und sich abends bei einer Partie Bridge vergnügen, bereits entdeckt haben.

Ohne Männer sind auch Natascha Otlinghaus und Michaela Grüber vom Bodensee unterwegs. Während ihre Partner beim Triathlon-Training in Muro schwitzen, erfreuen sich die beiden Frauen an der großen Auswahl an Mandeln. Auf jeden Fall wollen sie ein paar davon mit nach Deutschland nehmen. "Natürlich gefallen uns aber auch Schmuck und Accessoires", geben die beiden Urlauberinnen zu, ehe sie am Stand eines Schinkenschneiders stehen bleiben und gebannt dem Lauf seines Messers folgen. Gekonnt schneidet der graubärtige Mallorquiner eine Scheibe nach der anderen von der Keule, lächelt dabei den vielen Touristen zu. Nebenan erklärt ein anderer Standbesitzer zwei deutschen Frauen, dass es sich bei dem "Grünzeug" in seiner Auslage nicht um irgendein Kraut, sondern um eingelegte Algen handelt.

Je später der Vormittag, desto voller die Cafés. Kaffeetassen weichen Weingläsern. Deutsch übertönt Spanisch und Mallorquín. Der Markt in Pollença ist bei Urlaubern beliebt, weil besonders idyllisch, und das bunte Treiben ist nicht zu Ende, als die Standbesitzer zusammenpacken. Der Markt in Pollença ist auch ein sonntäglicher Event. Sehen und gesehen werden im Schatten der Felswand.

(aus MM 14/2015)