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Ob die Pferde des Erzherzogs Ludwig Salvator schwindelfrei waren, ist leider nicht überliefert. Der Reitweg, den der Habsburger im 19. Jahrhundert nördlich von Valldemossa während seines Aufenthalts auf Mallorca anlegen ließ, dient heute jedenfalls als beliebte Strecke für schwindelfreieWandersleute. Der Reitweg desErzherzogs führt durch Hochebenen der Tramuntana, durch die ehemaligen Besitztümer des Erzherzogs. Von dort hat der Wanderer einen atemberaubenden Ausblick über die ganze Insel, während ihm der Gebirgswind um die Ohren pfeift. Gerade diese Aussicht lockt das ganze Jahr über Wanderer auf den sogenannten „Cami de S'Arxiduc“.

Der Rundweg startet am Parkplatz in Valldemossa.Der Wanderer lässt den Platz rechts liegen und läuft den Carrer Venerable Sor Aina entlang, an der ersten Kreuzung biegt man nach rechts auf den Carrer Joan Miro und folgt den Gassen ostwärts aus dem Ort heraus. Am Carrer Lluís Vives steht ein Hinweisschild „Cami de s‘Arxiduc“. Bereits nach wenigen Minuten Fußmarsch geht es bergauf. Vom Carrer Xesc Forteza aus führt links die Wanderstrecke, ein ehemaliger Karrenweg, in Richtung „Finca pública de Son Moragues“.

Entlang des eingezäuntes Weges erreicht man nach knapp 30 Minuten Marsch die „Font de na Rupit“, die Quelle des Rotkehlchens, an dieser Stelle befindet sich eine kleine Ruine. Der breite Schotterweg führt weiter in Richtung „Refugi des Cairats“, bis man die Finca pública erreicht. Dort ist nicht nur der „Cami de s’Arxiduc“ ausgeschildert, sondern es werden auch die ehemaligen Kalkbrennöfen erklärt.Die Anlagen können abseits des Weges besichtigt werden. Es folgt eine halbe Stunde steilen Aufstiegs, der so manchem Wandersmann den Schweiß auf die Stirn treibt. An der „Font des Polls“ mit ihren Sitzmöglichkeiten lässt sich eine Verschnaufpause einlegen.

Schließlich gelangt man zum Refugi Son Moragues. Wanderer können die Berghütte heutzutage bei der Balearen-Regierung reservieren, in vorigen Jahrhunderten diente sie als Unterkunft für die Schneesammler, die „nevaters“ wie sie auf Mallorquinisch heißen. Nur wenige Meter von der Hütte entfernt befinden sich Überreste der Schneehäuser, wo jahrhundertelang der weiße Niederschlag gesammelt wurde. Im Laufe des Winters entstand daraus eine feste Eismasse, die Schneesammler brachen in der warmen Jahreszeit Blöcke aus dem Eis heraus und brachten diese so schnell wie möglich nach Palma. Ziel der Knochenarbeit war unter anderem, dass die wohlhabende Bevölkerung der Inselhauptstadt im Sommer kühle Getränke genießen konnte.

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Weiter geht es der Beschilderung nach auf dem steinigen Reitweg des Erzherzogs. In einem leichten Anstieg schiebt sich der Weg bis auf 938 Meter Höhe. Auf der Hochebene des Puig Gros angekommen, präsentiert sich ein sehenswertes Inselpanorama, das schon der Arxiduc zu schätzen wusste, von dort aus lässt sich ein Blick auf Deià und Port de Sóller werfen. Nach einer kurzen Wegstrecke (20 Minuten) befindet sich der nächste Aussichtspunkt, dort lässt sich die Bucht von Palma sehen und bei besonders günstigen Wetterbedingungen sogar die Kathedrale ausmachen. Hat man sich satt gesehen, führt die Tour auf dem Cami de ses Fontanelles in Richtung Valldemossa, der eigentliche Reitweg würde sogar noch weiterführen. Zurück geht es der Beschilderung nach durch eine schattige Senke zum Ausgangspunkt der Wanderung.

INFORMATIONEN ZUR WANDERUNG

Ausgangs- und Zielpunkt der Wanderung ist das malerische Bergdorf Valldemossa. Wer mit dem Auto anreist, stellt denWagen entweder auf dem kostenpflichtigen Parkplatz neben der Touristeninformation ab oder sucht in einer Seitenstraße nach einem kostenfreien Stellplatz. Die Buslinie 210 verkehrt von Port de Sóller über Valldemossa nach Palma und zurück. Die Einkehr ist einzig im Bergdorf möglich, doch unterwegs gibt es mehrere Möglichkeiten eine Rast einzulegen, um den Ausblick zu genießen. Der Reitweg des Erzherzogs ist von Valldemossa aus als Cami de s’Arxiduc ausgeschildert.

Auf der elf Kilometer langen Rundwanderung werden in knapp vier Stunden 600 Höhenmeter überwunden. Die Tour ist von mittlerem Schwierigkeitsgrad, zu Beginn der Wanderung muss ein steiler Anstieg von zirka 30 Minuten Laufzeit bewältigt werden. Eine gute Kondition und passendes Schuhwerk sind vonnöten. Achtung: In den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen. Zudem sollte der Wanderer schwindelfrei sein. Auf der Strecke ist es untersagt, Hunde mitzuführen, doch viele Wanderer halten sich nicht daran. Ambitionierte Sportler nutzen den Cami de s’Arxiduc gar als Trail-Running-Strecke, also für schnelle Läufe durchs Gelände.

(aus MM 44/2015)