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In Spanien geht die Angst um, die Angst vor Podemos. Die Protestpartei schickt sich an, bei den in diesem Jahr anstehenden Wahlen die etablierten Parteien zu überholen und damit ein politisches Erdbeben auszulösen. Der nächste spanische Regierungschef könnte ein schmächtiger Universitätsprofessor mit Jeans und Pferdeschwanz sein (Podemos-Generalsekretär Pablo Iglesias). Wie blank die Nerven angesichts dieses Szenarios auch auf Mallorca bei vielen mittlerweile liegen, zeigte sich jetzt, als der frisch gekürte Generalsekretär der Partei auf den Inseln (der vollbärtige Dokumentarfilmer Alberto Jarabo) ankündigte, im Falle eines Wahlsieges die Macht der mallorquinischen Hoteliers einschränken zu wollen. Die Inselpresse griff die Aussage dankbar auf, wohlwissend, dass es auf Mallorca einem Tabubruch gleichkommt, wenn sich einer mit der mächtigen Tourismusbranche anlegt. Die Hoteliers wiederum beklagten sich sogleich über die "Aggressivität" des Neupolitikers. Es gibt Befürchtungen, Podemos ("Wir können es") werde sich als Haufen unverantwortlicher Laienpolitiker entpuppen und das Land vollends vor die Wand fahren, sollten die bisherigen Wahlprognosen wahr werden und die Partei tatsächlich auf Regional- wenn nicht gar Landesebene die Macht übernehmen. Das Problem dabei: Niemand kennt detailliert die Absichten der noch ziemlich jungen Partei, die aus der spanienweiten Protestbewegung der zurückliegenden Jahre hervorgegangen ist. Bisher gibt es nicht mehr als ein paar Absichtserklärungen, Grundsatzpapiere und Aussagen von Podemos-Spitzenleuten. Welche politischen Ziele Podemos genau verfolgen wird, sollte man besser erst einmal abwarten, bevor die ganz große Panik ausbricht. Zumal es gut möglich ist, dass die Partei einen Teil ihres derzeit kräftigen Rückenwindes von ganz alleine einbüßen wird, wenn sie sich denn erst einmal auf ein konkretes Wahlprogramm festgelegt hat. Autor: Jonas Martiny