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Für die neue Balearen-Regierung ist die Sache klar: Marivent, die Sommerresidenz der spanischen Königsfamilie, muss allen Bürgern offenstehen. Und Umfragen bestätigen, dass sie dafür eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat. Ursache dafür ist nicht nur eine geänderte Einstellung zur Monarchie. Genau so bedeutend ist die Ansicht, dass sich der Aufwand für den Unterhalt von Marivent - für die Balearen-Bürger fast zwei Millionen Euro jährlich - nicht mehr "lohnt". Sprich: Die Royals bringen nicht mehr genug PR-Leistung für die Inseln. Die kleinlich erscheinende Rechnerei ist in Zeiten von Krisenhaushalten, in denen selbst grundlegende Leistungen für die Bürger zusammengestrichen werden, kaum zu beanstanden. Wie die Kosten-Nutzen-Analyse wirklich aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Da müssten wohl PR-Experten Klarheit schaffen. Sicher ist, dass sich die Königsfamilie ebenso gewandelt hat wie ihr Verhältnis zu Mallorca. Natürlich war ein Juan Carlos zu seinen besten Zeiten ein hervorragender Botschafter, um nicht zu sagen Werbeträger der Insel. Aber dann kamen die Affären und Skandale in der Königsfamilie - und obendrein die Wirtschaftskrise. Da ist ethisch kein Platz mehr für wochenlange Luxusferien auf Mallorca. Was früher die Öffentlichkeit erfreute, würde heute einen Sturm der Entrüstung auslösen. König Felipe tut, was er tun kann. Er kommt nach wie vor nach Mallorca, wenn auch nur für kurze Zeit. Er inszeniert Fototermine, bringt in diesem Jahr vielleicht die "Kollegen" aus Holland und entstaubt die traditionellen Empfänge für "Autoritäten". Vermutlich hat er noch nicht einmal was gegen die Öffnung von Marivent. Die Zukunft wird zeigen, ob die unverhohlene Debatte über den Nutzen der royalen Ferien das Verhältnis der Königsfamilie zu Mallorca weiter entfremden wird. Die neuen Regierenden, darunter viele Monarchiegegner, sollten bedenken, dass der Ton die Musik macht. Juan Carlos & Co. haben Mallorca über viele Jahre gutgetan. Jetzt brechen neue Zeiten an. Aber deshalb muss man ja sein Gedächtnis nicht ausschalten. Autor: Bernd Jogalla