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Frauen wollen gleichberechtigt sein, ganz klar und auch auf Mallorca. Aber müssen sich Frauen deshalb zwingend für einen verstaubten Frauentag oder Alice Schwarzer begeistern? Gerade wir jungen Frauen haben das Interesse an diesen altfeministischen Erzeugnissen aus dem vergangenen Jahrhundert weitestgehend verloren. Nicht, dass wir die Gedanken dahinter ablehnen, nicht, dass wir nicht dankbar für die großen Schritte sind, mit denen uns vorherige Generationen Wege ebneten, als wir noch nicht einmal stehen konnten. Doch es stellt sich die Frage: Warum immer noch etwas einfordern, was mittlerweile selbstverständlich ist? Denn das ist es doch. Oder? Nichts scheint unemanzipierter als alte Frauen der 68er-Generation, die immer noch Ungleichheit heraufbeschwören, die doch schon lange beseitigt ist. Denn das ist sie doch. Oder? Ein oberflächlicher Blick in die Politik vermittelt: Ja! In Deutschland herrscht die Merkel, auf den Balearen die Armengol und auch das Präsidentenamt in Mallorcas Inselrat war mal von einer Frau belegt. Im wichtigsten Wirtschaftssektor Mallorcas, dem Tourismus, sind Hoteldirektorinnen längst Normalität und durch eigene Erfahrungen wissen wir jungen Frauen: Wir werden nicht benachteiligt. Wir sind häufig besser in Schule und Uni als die Jungs, wir können auch Chefs von unserer Kompetenz überzeugen und von Machos am Ballermann lassen wir uns erst recht nicht einschüchtern. Oder? Zweifel kommen immer nur dann auf, wenn Statistiken erscheinen, über Frauengehälter, die niedriger sind als die der Männer, über Quoten in Chefetagen, über häusliche Gewalt. Oder wenn die Frau in Unterwäsche und Astralkörper, die beim Surfen im Internet ständig als Werbung aufploppt, beim nächsten Strandbesuch dann doch an unserem Selbstbewusstsein nagt. Die Ungleichheit, gegen die es zu kämpfen lohnt, ist längst nicht mehr so greifbar wie noch im letzten Jahrhundert. Sie ist subtiler geworden. Aber solange nicht alle Zweifel ausgeräumt sind, ist es gut, wenn ebendiese ab und an geschürt werden und zum Nachdenken anregen - auch durch einen verstaubt erscheinenden Frauentag. Autorin: Sophie Mono