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"Wenn sie schwanken, dann schwanken sie diszipliniert." Diesen wunderschönen Satz über deutsche Kegelbrüder schrieb "Ultima-Hora"-Reporter Pedro Prieto - vor etwa 20 Jahren. Inzwischen hat sich die Wahrnehmung geändert, nicht nur bei unserem mallorquinischen Kollegen. Aus der recht braven Sause der Vereinsmeier ist der Partytourismus geworden, längst hat sich auch das Wort "Turismo de borachera" etabliert, Sauf-Tourismus. Die Stadt Palma zeigt inzwischen klare Kante: Sie will die Auswüchse dieses Playa-Phänomens nicht mehr dulden. Dazu gehören vor allem Trinkgelage auf dem Strand und in den Straßen. Korrekterweise muss man hinzufügen, dass es sich hier nicht um einen Affront gegen deutsche Urlauber handelt - die "Botellón" genannten Trinkgelage in öffentlichen Bereichen sind auch an anderer Stelle der Stadt verboten und unter Strafe gestellt. Bleibt die Frage, ob die Verwaltung richtig handelt. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Partytourismus eine gewisse Tradition hat und obendrein einen nicht unwichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Aber damit lässt sich nicht mehr alles rechtfertigen. Die negativen Begleiterscheinungen der teils exzessiven Feierei lassen sich nicht mit dem Hinweis entschuldigen, dass die Leute viel Geld liegen lassen. Die Urlauber müssen akzeptieren, dass die Einheimischen diesen Tourismus nicht mehr haben wollen. Aus Umfragen wissen wir im Übrigen, dass die Mehrzahl der deutschen Urlauber und Residenten nicht anders denkt. Es geht um Schmutz, Lärm und Folgeerscheinungen wie Prostitution und Kleinkriminalität. Es geht aber auch um das Erscheinungsbild der Deutschen im Ausland und, weiter gedacht, um die Zukunft der Playa de Palma. Die Partymeile lockt Urlauber an, schreckt aber auch viele ab. Noch immer denken (zu) viele potenzielle Gäste, dass Mallorca eigentlich nur aus Ballermann besteht. In dieses Bild passt leider auch die vergleichsweise harmlose "Mallorca-Polonaise". Die Playa de Palma gehört nicht den Deutschen. Das gilt es zu respektieren. Von Abstinenz hat keiner was gesagt. Autor: Bernd Jogalla