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Wieder einmal wurde deutlich, wie sehr die Separatisten, die bei den letzten Regionalwahlen mit knapp der Hälfte der Stimmen die absolute Mehrheit im Parlament erreicht haben, auf Krawall gebürstet sind. Es gibt nicht das kleinste Anzeichen für eine Bereitschaft zu anderen Lösungen als die Unabhängigkeit. Natürlich ist das ein Irrweg. Längst warnen Wirtschafts-Experten davor, dass eine Ablösung Kataloniens nicht nur Spanien, sondern auch Katalonien selbst schaden würde. Firmen würden abwandern, der Euro ginge verloren, EU-Beihilfen und der wichtigste Absatzmarkt Spanien obendrein. Aber der politische Profit, den die Hardliner in Barcelona aus ihrem Konfrontationskurs gegen Madrid schlagen, ist groß genug, um solche Argumente missachten zu können. Sie nutzen das tatsächlich vorhandene Nationalgefühl vieler Katalanen geschickt für ihre Zwecke. Die Wirtschaftskrise hat ihr Übriges getan: Die Dauerbeschwerden über den ungerechten Finanzausgleich verfangen doppelt gut, wenn die Menschen jeden Cent umdrehen müssen. Madrid ist nicht frei von Schuld an dieser Entwicklung. Vor allem die Regierung Rajoy hat sich in der Katalonienfrage als unbeweglich erwiesen. Der Rest Spaniens sollte auf die Katalanen zugehen. Und das hat nicht nur mit barer Münze zu tun, sondern auch mit Verständnis für die Geschichte, die Sprache, die Eigenheiten und den Stolz der Katalanen. Die spanische Politik muss nach den Parlamentswahlen am 26. Juni wieder in den Verhandlungsmodus zurückfinden. Noch besteht eine kleine Hoffnung, dass sich wieder eine deutliche Mehrheit der Katalanen vorstellen kann, Spanier und Katalanen zu sein. Sollte es zu spät dafür sein, wird langfristig an einem Referendum nach Schottland-Vorbild kein Weg vorbeiführen - in der Hoffnung, dass die Sache gut ausgeht. Autor: Bernd Jogalla