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Vielleicht lässt sich nirgendwo in Palma so deutlich erkennen, was Experten meinen, wenn sie von Gentrifizierung sprechen, wie in dem einstigen Arbeiterviertel Santa Catalina. Dort, wo früher einfache Leute wohnten, wo die bei vielen Spaniern nach wie vor skeptisch beäugten "Gitanos" unterwegs waren, da kann man heutzutage eigentlich nur noch leben, wenn man sehr viel Geld auf der hohen Kante hat. Kauferlöse jenseits der Millionengrenze für Wohnungen sind dort keine Seltenheit und auch die Mietpreise sind in den letzten Jahren explodiert. Gentrifizierung, dieses Wort, das wie eine Krankheit klingt, mag für den neutralen Beobachter lediglich den Wechsel von Bewohnern mit niedrigem sozialen Status und wenig Geld zu Bewohnern mit hohem sozialen Status und viel Geld bedeuten, für viele Menschen aber wiegt sie schwerer. Nun muss man eine solche Entwicklung nicht automatisch dämonisieren. Aus wirtschaftlicher wie touristischer Sicht ist sie auf Mallorca mancherorts sicherlich begrüßenswert, da sie oft Nährboden für positive Entwicklungen ist. Neue Geschäftsmodelle florieren, die Gastro-Szene wird aufgewertet und auch das Nachtleben facettenreicher. Jede soziokulturelle Umwälzung aber lediglich ökonomisch zu betrachten, wird der gesellschaftlichen Situation in einer Großstadt nicht gerecht. Es gibt genügend Leute, die einer solchen Veränderung "zum Opfer fallen". Viele Einheimische können sich in manchem "Barrio" Wohnungen nicht mehr leisten. Die Vorstellung, dass irgendwann nicht mehr nur einzelne Viertel, sondern ganz Palma zur Spielwiese für Spekulanten wird und sich in einen unbezahlbaren Freizeitpark verwandelt, ist abschreckend. Aus diesen Gründen sollte die Verwaltung bei ihren Maßnahmen zur Belebung von Stadtvierteln Weitsicht walten lassen, für Balance sorgen und gleichzeitig verhindern, dass in Boom-Gegenden in zu großem Maße mit Wohnraum spekuliert wird. Keine Frage, Santa Catalina und El Molinar haben durchaus ihren Reiz, aber eine Stadt, die einzig aus solchen Trend-Barrios besteht, will man sich auch nicht vorstellen. Autor: Patrick Czelinski