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Dass irgendetwas im Busche ist, das war schon im vergangenen Herbst zu spüren. Als Europas größter Reiseveranstalter TUI im vergangenen November zu seiner Katalogpräsentation auf die Kanaren lud, da wurden in der offiziellen Pressemitteilung nahezu sämtliche spanische Regionen gelobt, Mallorca hingegen blieb unerwähnt. Selbiges wiederholte sich kurz vor Auftakt der Tourismusbörse ITB in Berlin: Da wurde Griechenland als Sieger der neuen Saison präsentiert und Spanien als gefragte Destination gewürdigt. Zu Mallorca kein Wort. Was steckt dahinter? Natürlich ist Mallorca selbst "als schönste Insel der Welt" vielleicht nicht immer unbedingt auch der Nabel derselbigen, aber bei 4,58 Millionen deutscher Urlauber 2016 ist der Archipel auch nicht gerade ein zu ignorierendes Eiland. TUI wolle mit dieser Strategie Druck auf die Inselhoteliers ausüben, die Preise nicht allzu stark anzuheben, wurde gemunkelt. Dann kam die Präsentation auf der Messe selbst, und die Kritik des Reisekonzerns an seinen "Hotelpartnern" sorgte am Balearen-Stand für Empörung, auch wenn diese vornehmerweise erst zwei Tage später publiziert wurde. Es ist nachvollziehbar, dass gerade jene Hoteliers, die viel Geld in die Modernisierung ihrer Unterkünfte investiert haben, die Preise entsprechend der Aufwertung angehoben haben. Jahrelang hatten ihnen die Reiseveranstalter und Politiker in den Ohren gelegen, die in die Jahre gekommenen Hotels aufzuhübschen und so einen Wandel zu mehr Qualität einzuleiten. Den Bettenbaronen jetzt wieder mit der Preisbremse zu kommen und auf die günstige, da regelrecht am Boden liegende Konkurrenz zu verweisen, ist wenig Erfolg versprechend für TUI und die anderen deutschen Tourismusgrößen. Denn ungeachtet aller Kritik kann Mallorca auch in diesem Jahr mit einer sehr guten Auslastung rechnen. Allerdings mag die Kritik wiederum einen wahren Kern enthalten. Die Hoteliers sind gut beraten, die Preisschraube nicht zu überdrehen. Der wahre Mittelweg dürfte der goldene sein. Im Übrigen dürften Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Autor: Alexander Sepasgosarian