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Spanien gilt als traditionell und den alten Werten verhaftet. Das trifft auch auf das Bild von Mann und Frau zu. In den Köpfen ist noch die klassische Rollenverteilung verhaftet. Dazu gehört auch der südländische Macho, der seine Gattin vordergründig leidenschaftlich liebt und hinter verschlossenen Türen windelweich prügelt. So weit die Vorurteile. Dabei kommt Spanien, was den Kampf gegen häusliche Gewalt betrifft, eine Vorreiterrolle in Europa zu. Seit 13 Jahren gibt es hierzulande eine umfassende Gesetzgebung dazu. Das Problem ist in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Dass auf den Balearen die Quote der Gewalt an Frauen so hoch ist, erklären Experten auch damit, dass sie den Schritt wagen, den Täter anzuzeigen. Es muss also nicht heißen, dass die Männer auf den Inseln gewalttätiger sind, sondern, dass die Dunkelziffer kleiner ist als anderswo. Denn Gewalt gegen Frauen gibt es überall, es ist kein Problem des Macho-Südens, sondern auch des Nordens, des Westens und des Ostens. Problematisch ist allerdings die Schuldfrage bei Gewalt gegen Frauen. Nach wie vor müssen sich die Opfer verschiedene Vorwürfe gefallen lassen: Sie habe den Mann provoziert, sie übertreibe oder sie erfinde gar die ganze Geschichte, um nur einige zu nennen. Dass sich ein Opfer derartig rechtfertigen muss, ist bei anderen Verbrechen unüblich. Doch gerade diese Vorwürfe halten Frauen noch immer davon ab, die Taten zur Anzeige zu bringen. Opfer schweigen aus Scham, aus Ratlosigkeit, aus Angst. Das muss ein Ende haben. Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ist ein guter Anfang, auf die gesamte Problematik aufmerksam zu machen. Doch mit einem Tag im Jahr ist es nicht geschehen. Vermittelt werden muss Respekt und Toleranz in der Partnerschaft sowie die Tatsache, dass Gewalt an Frauen kein Kavalierdelikt ist, das ins Private gehört. Nur wenn häusliche Gewalt, wie jedes andere Verbrechen auch, öffentlich anerkannt wird, kann den Opfern auch wirklich geholfen werden. Autorin: Claudia Schittelkopp