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Die Stadt Palma setzt verstärkt auf den öffentlichen Nahverkehr, will ihren Bürgern das Radfahren schmackhaft machen - und im Gegenzug das Auto zurückdrängen. Das ist natürlich gut so. Aber der Teufel steckt wie üblich im Detail. Zur Verbesserung des Verkehrssystems gehört die gerade beschlossene Anschaffung von 95 Erdgasbussen, die die ältesten der unerträglichen Klapperkisten auf Palmas Straßen ersetzen sollen. Auch andere Maßnahmen, etwa die Gratisfahrten für bis zu 14-Jährige, sind löblich. Die linksgrüne Stadtregierung sollte aber nicht so tun, als ob Palma schon bereit wäre, auf das Auto zu verzichten. Genau das tut sie aber, wenn ihr Verkehrsdezernent neue Parkplätze im Zentrum ablehnt mit dem Argument, sie würden weiteren Verkehr generieren. So kann man argumentieren, wenn die Hausaufgaben erledigt sind und den Bürgern ein Netz von öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung steht, das dem Auto ebenbürtig oder überlegen ist. Davon ist Palma jedoch weit entfernt. Es existieren kaum Querverbindungen zwischen den Linien, die Frequenzen sind vor allem an Wochenenden völlig unzureichend, die Anbindung des Umlandes unattraktiv. Wer weitere Parkplätze zwischen City und Hotspot Santa Catalina ablehnt - zumal privat finanziert - verkennt die Realitäten in der Stadt. Ähnliches gilt für die - im Prinzip begrüßenswerte - Beseitigung zweier Fahrspuren auf dem Paseo Marítimo. Der Versuch, die Einwohner und ihre Gäste zum Umsteigen zu zwingen, ist nicht zielführend. Die Abkehr vom Auto kann nur gelingen, wenn attraktive und - sagen wir ruhig - sexy Alternativen bereitstehen, die Teil des Lifestyles werden. Langsame Busse, die im Autostau stehen, gehören nicht dazu. Das weiß auch Bürgermeister Noguera, der jetzt wieder das Thema Straßenbahn aufs Tapet bringt. Das ist, wenngleich die Finanzierung in den Sternen steht, völlig in Ordnung. Es muss endlich jemand den Mut haben, dieses Projekt anzustoßen - und in einer überparteilichen Anstrengung auch zu Ende zu bringen. Erst mit einem zeitgemäßen Verkehrssystem wird Palma in der Moderne ankommen. Autor: Bernd Jogalla