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Dass in einem MM-Editorial über Jens Büchner gefachsimpelt wird, dürfte manch einen verleiten, sich fassungslos die Augen zu reiben. Es dürfte vielerorts geäußert werden: Was soll das? Hat der Mann dieser wunderschönen Insel mit seinen nervigen Trash-Auftritten nicht einen Bärendienst erwiesen? War er überhaupt würdig, hier in dieser traumhaften Umgebung sein Dasein zu fristen? Natürlich war er würdig. Mit ihm ist kein Nichtsnutz, Pornograph oder gar Krimineller gestorben, sondern ein erfolgreiches Medien-Phänomen, das gerade deswegen Respekt verdient. Und nicht nur das: Der Mann passte – ob wir es wollen oder nicht – in unsere Zeit, in der bis an die Stirn gesättigte Trash-TV-Konsumenten in Einfamilienhäusern oder Wohnungen in alles andere als berauschenden Orten in Mitteleuropa nach aufregenden Dingen dürsten. Dinge, die sich von Altbekanntem unterscheiden. Büchner war das Spiegelbild ganz vieler durchaus auch gescheiter Menschen, und er war weder arrogant noch großsprecherisch, sondern natürlich bis – wie der Autor dieser Zeilen erfahren durfte – sogar sympathisch. Er bediente eine frappierend große Nachfrage. Wow, der lebt auf Mallorca! So wird man halt in Wohnzimmern geredet haben, während die neuesten Abenteuer des Mannes aus Sachsen-Anhalt gezeigt wurden. Der lebt sein Leben und kann einfach so ins Meer gehen, wird manch einer vor Neid erblasst in die Glotze gehaucht haben. Und er wird hinzugefügt haben: Wäre es für mich nicht auch toll, auf dieser Trauminsel leben zu dürfen? Man mag über Büchner meinen, was man will, er hielt die Insel im Gespräch, was an sich schon ein großer Erfolg ist. Oder hört man so etwas etwa aus Korsika oder Malta? Dass sich Büchner meistbietend verhökerte, ist ihm nicht zu verdenken, denn wer tut das nicht auf seiner jeweiligen Ebene. Und der Mann tat das auf jeden Fall überzeugend. Auf Jens Büchners Augenhöhe in dessen Trash-Kosmos zu kommen, dürfte vielen wirklichen Losern ausnehmend schwerfallen. Autor: Ingo Thor