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Sie saufen nicht, achten auf ihren Körper, grölen nicht herum und sorgen für volle Kassen bei den Gastro- und Hotel-Betrieben dieser unserer Insel. Was wäre zum Beispiel das verschlafene Kaff Petra ohne die vielen Radtouristen, die auf dem Zentralplatzabsteigen und nur darauf aus sind, zum Vorteil der Insel-Wirtschaft Geld in rauen Mengen auszugeben? Doch wie seltsam: Diese so handsamen Gäste sind umstritten auf Mallorca, vor allem unter deutschsprachigen Autofahrern.

Dass sich der Radtourismus allen Voraussagen nach im kommenden Jahr noch größerer Beliebtheit erfreuen wird, verleitete jüngst viele Facebook-Kommentatoren dazu, sich auf der MM-Seite über diese Leute mit teils egoistischer Gehässigkeit zu echauffieren. Das sei ja nicht mehr auszuhalten, hieß es unter anderem. So ganz verwundern diese Äußerungen nicht, denn viele Deutsche sehen sich bekanntlich nicht in der Lage, selbst auf einer überschaubaren Insel der Ruhe etwas langsamer, also rücksichtsvoller Auto zu fahren. Nur gut, dass die Einheimischen das Ganze durch und durch entspannt sehen: Erfahrene Touren-Organisatoren wie die ehemaligen Radrenn-Profis Marcel Wüst oder Jan-Eric Schwarzer loben ausdrücklich den Langmut der hiesigen Autofahrer, wenn sie sich einer Gruppe nähern.

Man sollte auf Mallorca stolz darauf sein, dass es Unternehmen wie etwa die Schweizer Firma Hürzeler gibt, die diese Insel als Radler-Paradies anpreisen und so in der Neben- wie neuerdings auch vermehrt in der Hauptsaison sogar solvente Sportler aus Ländern wie Südafrika anlocken. Dadurch wird die Insel auch in Übersee bekannter. Und dadurch werden umweltverträglich Arbeitsplätze erhalten und sogar geschaffen. Andererseits fällt zuweilen schon auf, dass sich manche Radfahrer auf der Insel wie die Axt im Walde benehmen, also etwa provozierend lahm an Steigungen auf der ganzen Breite einer Straße fahren oder Verkehrsregeln mit mitteleuropäischer Arroganz einfach ignorieren. Die Tour-Organisatoren wissen das wohl und geloben Besserung.

Autor: Ingo Thor