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Es ist ein Ärgernis, und es kommt nicht von ungefähr. Die Fülle von Wand-Schmierereien in Palma dürfte mit einer allgemeinen Verwahrlosung vor allem jüngerer Kreise zu tun haben. Ob der anhaltende Konsum von Trash-TV-Sendungen, entfesselte Prügeleien bei Dorffesten, öffentliche Sauforgien noch und nöcher und Vandalismus auf der Straße – das alles ist ein Trend, der auffällt. Nicht nur in Spanien, auch in Deutschland ist von einer um sich greifenden allgemeinen Verflachung, ja sogar Verblödung die Rede. Und das geht leider mit einer fortschreitenden Verrohung einher, die die anständigen Menschen in Touristenorten auch auf der Insel gerade im Moment ebenfalls ertragen müssen.

Wenn dumpfe junge und halbjunge Leute inländischer wie – so die Denkmalschützer von Arca – auch ausländischer Herkunft sogar jahrhundertealte Denkmäler mit hässlichem Gekrakel vollschmieren, dann ist das auf niedriger Intelligenzebene genauso zeitgemäß egozentrisch, wie stumpfsinnige Sprüche in sozialen Netzwerken zu klopfen, auf Skateboards Passanten in Fußgängerzonen fast umzufahren oder sich – keine Seltenheit in Palma – vor McDonalds-Filialen hinzustellen und laute Musik anzuschalten, die die anderen Menschen stört. Das ist ausgelebte Hohlheit bei gleichzeitig ausgeprägter Respektlosigkeit. Und das sollte man keinesfalls mit dem Drang künstlerisch beseelter Menschen verwechseln, sich durchaus manierlich an manch hässlicher Betonwand auch in Palma auszuleben.

Es ist denn auch vonnöten, talentierte „Street-Art”-Künstler zu fördern, aber hart gegen zerstörerische Schmierer vorzugehen, die keinerlei Unterstützung bedürfen. Die Politiker handeln zu zaghaft. Bis zu 700 Euro Strafe für diejenigen Schmierfinken, die erwischt werden, sind angesichts des Ernstes der Lage zu wenig. Auch über Haftstrafen für solche Täter zu reden, darf kein Tabu sein. Oder soll die geschichtlich so wertvolle Altstadt von Palma bald so unattraktiv werden, dass die Besucher nicht mehr herkommen wollen?

Autor: Ingo Thor