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Als ein Pionier-Vorhaben ist das „Dekret gegen Alkoholexzesse” in den balearischen Medien jüngst gewürdigt worden. Das im Volksmund auch „Anti-Sauf-Gesetz” genannte Regelwerk ist der neueste Versuch, einen ganz besondern Sumpf auf dem Archipel trockenzulegen. Der Maßnahmenkatalog richtet sich gegen all jene Urlauber, die sich auf dem Eiland einzig und allein dem hemmungslosen Alkoholkonsum hingeben wollen und dann im Suff jede Menge Ärgernisse verursachen. Die Palette reicht von Ruhestörung durch nächtliches Grölen, Urinieren auf der Straße, mutwillige Sachbeschädigung, Streit, Schlägereien, sexuelle Belästigung bis hin zu tödlichen Unfällen.Das Dekret gilt auf Mallorca vorerst für die beiden berüchtigten Konfliktzonen S’Arenal, gemeinhin die Meile am sogenannten „Ballermann”, sowie für die skandalträchtige und britisch dominierte Urlauberdestination Magaluf.

Dass die Behörden gegen die Exzesse vorgehen wollen, ist richtig und sinnvoll. Volltrunkene Zeitgenossen in der Öffentlichkeit sind ein menschlich unwürdiges Schauspiel. Und jene Extrem-Vorkommnisse, die per Foto und Bericht in den Medien landen, sind schändlich für die Außenwirkung der Insel.

Das Balearen-Kabinett will das Dekret noch an diesem Freitag beschließen. Neu ist, dass die Problematik erstmals auf Regierungsebene angepackt wird. Bisher hatten lediglich Rathäuser versucht, lenkend einzugreifen, so wie etwa durch die 2014 in Palma verkündeten „Benimmregeln”.

Die Frage ist jedoch, ob die härteren Strafen und höheren Geldbußen von den Behörden auch tatsächlich durchgesetzt werden. Dazu bedarf es einer konsequenten Ahndung der Vorfälle. Daran hat es bislang aus diversen Gründen gehapert. Ohne seine entsprechende Umsetzung entpuppt sich das Dekret als zahnloser Tiger.

Wichtig ist aber auch, dass die Politik nicht ausschließlich jene aus dem Ruder laufenden Party-Urlauber ins Visier nimmt. Zu viele ganz gewöhnliche Touristen werden zu oft das Ziel von Taschendieben, Klauhuren, Trickbetrügern, Straftätern. Auch hier sollten die Behörden endlich konsequent gegensteuern.

Autor: Alexander Sepasgosarian